Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen
diese Welt des Traums, des Ünterbewiklen) kann doch auch gleichsam eine Unterwelt der Seele heißen, möge sie noch so heiter sein.
4. Der geteilte Blick (vgl. auch Tabelle 6)
Manchmal ist die Blickrichtung aus einem besonderen Grunde schwer zu bestimmen; kaum hat man eine angegeben, so möchte man sich gleich korrigieren und eine andre nennen. Greta Garbo als Königin Christine (X, 2) sieht mit offenem Blick vor sich hin, und dennoch scheint sie die Augen niedergeschlagen zu haben; sie blickt vorwärts und doch auch abwärts, aber nicht in eine Zwischenrichtung. Es liegt hierin die Ablösung oder Wiederanknüpfung eines Kontakts zu jemandem, den wir nicht sehen, zu dem aber doch in Haltung und Blickrichtung eine Beziehung angedeutet ist und vor dem sie betroffen die Augen niederschlägt, um sie gleich darauf wieder zu erheben. Ebenso verhält es sich beim Schauspieler Moser (XIV, 3), der verlegen von der Seite wegblickt, aber doch wieder eine Beziehung zum Beschauer verrät.
Dieses Phänomen des geteilten Blickes gibt also zwei verschiedene Richtungen an, die eine, aus der er kommt, die andere, in die er geht. Es ist nicht verwunderlich, daß es sich besonders gern mit dem Abwehrblick verbindet, in welchem ja mehrere gegensätzliche Komponenten zusammentreffen, an denen schließlich auch die Blickrichtung teilhat. Der Blick ist visuell auf einen Punkt gerichtet, seine Aufmerksamkeit geht aber auf einen anderen. Der eine liegt in der Richtung, aus der der Angriff kommt, der andere in der Fluchtrichtung (Tabelle 6, Fig. 2).
Auch beim Angriff ist Ähnliches zu beobachten: man blickt harmlos irgendwohin und sei es auch nur auf die Krawatte eines Partners, und doch behält man dessen Mienen-
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