Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen
spiel im Auge, das freilich kein ganz genaues Bild davon auf der Stelle des deutlichsten Sehens empfangen wird, sondern bestenfalls um einiges daneben. Chaplin (XIV, 1) blickt,
ohne den Kopf zu wenden, so weit zur Seite, daß er dort unmöglich ‚genau sehen kann; dennoch ist seine Aufmerksamkeit dahin gerichtet. Die Kunst des Detektivs,-der Meister in dieser Art der heimlichen Beobachtung sein muß (Tabelle 6, Fig. 3), aber auch des Physiognomikers, der seinen Mann nicht abschrecken will, ist es eben, seine Aufmerksamkeit auch auf etwas nicht ganz deutlich Gesehenes zu richten. Auch hier liegt geteilter Blick vor, und zwar hat hier die horizontale Teilung des Blicks dieselbe Funktion wie die Tiefenschichtung des verschleierten Kontakts beim oberflächlich verhängten Blick (vgl. Seite 94 und Bild, XII, 2, des Hofarztes Franz’ 1.).
Zusammenfassung zur Blickrichtung
1. Auch die Blickrichtung ist ein Kontaktmoment, und zwar ist der eigentliche Kontaktblick der gerade. Doch spielt hier auch die Haltung und Blickrichtung relativ zum Beschauer eine Rolle. Der Blick hin zum Beschauer bedeutet Kontaktanknüpfung, der Blick weg von ihm Kontaktlösung. Oft kompensiert der Blick eine gegensätzliche Haltung oder verstärkt eine gleichsinnige.
2. Darüber hinaus hat die Blickrichtung, besonders jene aufrärts und abmärts, eine leitbildlich symbolische Bedeutung und charakterisiert eine höhere oder eine Unterwelt des Kosmos oder der Seele, zu der nun der Kontakt angestrebt roird.
3. Auch in der Blickrichtung macht sich ein Unterschied zroischen innerer und äußerer Aufmerksamkeit geltend und führt zum geteilten Blick, bei dem sich die Möglichkeit der deutlichsten Unterscheidung der beiden Komponenten im Nebeneinander der Bildfläche bietet,
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