Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Rolle. .Die Inspiration wird nun ganz allgemein zum Symbol der Reizaufnahme, also der Empfänglichkeit für sinnliche Eindrücke, die Exspiration zum Symbol für Willensäußerungen als ein Abdeckungsmoment. Es sind also auch hier wieder die Bezugswendungen zur Außenwelt gegeben, so wie beim Auge. Nur begeben wir uns offensichtlich in eine den objektiv geistigen Werten um einige Stufen entrücktere Sphäre und nicht ein immateriell ätherisches Fluidum, nein, sehr reale Erdenluft umweht uns hier; allerdings ist auch sie wieder jeder geistig symbolischen Verfeinerung fähig.

Natürlich kann der Kontakt der Nase mit einem Objekt nie so spezifiziert sein wie bei vielen Tieren, z. B. dem Hunde, der die Gegenstände am Geruch erkennt wie wir an der Gestalt, aber auch nie so sehr wie beim menschlichen Auge.

Was zunächst das Riechen anlangt, so ist wohl die Atemluft Trägerin der Riechteilchen, wir beziehen aber den Geruch auf einen Gegenstand, etwa eine Blume oder auch ein Aas und betrachten die Luft nur als Vermittler. Die Bezugswendung zu den Gegenständen ist intensiv gefühlsmäßig gefärbt, die Gerüche sind uns angenehm oder unangenehm. Bei der Atmungsfunktion ist jedoch der Kontaktgegenstand unmittelbar die Atemluft, die Atmosphäre selbst. Auch sie ist nicht frei von Gefühlswerten, sie kann frisch oder verdorben sein, zur Atmung mehr oder weniger tauglich. Immerhin ist hier der Gefühlsbezug kein so unmittelbar sinnlicher wie beim Riechen, es liegt ihm, um mit Bühler zu sprechen, nicht sowohl Genußlust als vielmehr Funktionslust zugrunde. So lösen sich die Gefühlseinstellungen der Nase von der Atmungsfunktion ab und wechseln hinüber zu der zweiten Funktion, dem Riechen, während sie bei den Augen mit dem Schauen in einer Funktion vereinigt waren.

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