Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

I. Die Riecheinstellungen der Nase (Tabelle 8)

Beim Genuß angenehmer Gerüche tun wir dasselbe, nur etwas intensiver, was wir beim Prüfen von Gerüchen iüberhaupt tun: wir schnüffeln oder schnuppern. Hingegen weisen wir unangenehme Gerüche mit gerümpfter Nase ab. Wir unterscheiden demgemäß zweierlei Riecheinstellungen, eine Schnüffel- oder Schnupperstellung und eine Rümpfstellung. Wo es aber nichts zu riechen gibt, da verhält sich die Nase neutral und macht gar keine Ausdrucksbewegungen. Merken wir uns überhaupt: die Skala offen, abgedeckt, verhängt gilt nur für Sinne, welche ihren Gegenstand objektiv im Wechselspiel Empfindung - Wille wahrnehmen, nicht aber für Gefühlswerte; der Lust-Unlust gegenüber gilt nur sympathische Zuwendung auf der einen, Abwehr-Flucht auf der anderen Seite; dazwischen gibt es höchstens eine neutrale Einstellung, die bei der Nase aber gar keinen spezifischen Charakter hat, es ist einfach die Ruhestellung der Nase. Weil der Mensch kein Geruchs-, sondern ein Sehgeschöpf ist, ihn also mit den wichtigsten Dingen seiner Umgebung nicht notwendig Geruchswahrnehmungen verknüpfen, sind die Ausdrucksbewegungen der Nase verkümmert.

1. Die Schnüffelstellung

Bei beiden Riecheinstellungen verrät die Nase übrigens ihre große Unselbständigkeit dadurch, daß sie sie nicht vollziehen kann ohne Mittätigkeit des Mundes, weil bei beiden der Heber der Nasenflügel und der Oberlippe in Aktion tritt.

Die Schnüffelstellung ist naturgemäß eine Einatmungsbewegung, und zwar, um möglichst viel Riechteilchen einzulassen, eine solche mit erweiterten Nasenlöchern. Zu die-

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