Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

gebiete, die vom Reiz nicht direkt betroffen werden, aber die Ausdruckseinstellung übernehmen.

Mit diesen Prinzipien wird zwar nicht das Wesen des Ausdrucks getroffen — es sind, wie Bühler sagt, nicht so sehr Grundsätze als F inderregeln des Ausdrucks —, allein Ausdruckstatsachen sind es doch,-und uns, die wir auf praktische Deutung ausgehen und sehr viele Gesichter analysieren werden, wird es bald klar werden, eine wie bedeutsame Rolle die Fortpflanzung der Spannung eines Gesichtsteiles über das Nachbargelände spielen kann. Erinnern wir uns bloß an das Baby /[I, 2) das nicht nur die Augen, sondern auch den Mund aufsperrt, obwohl es da nichts in den Mund zu stecken gibt. Die theoretische Stärke Darwins mag auf anderen Gebieten gelegen sein, ein Finder und Entdecker ist er überall.

Die Ergebnisse der Darwinschen Forschungen sind in seinem Buche über den „Ausdruck der Gemütsbewegungen bei Menschen und Tieren“ niedergelegt als Frucht jahrelanger Bemühungen, in denen er weite Kreise für seinen Gegenstand zu gewinnen suchte. Über den ganzen Erdkreis erstreckte sich seine Korrespondenz, überallhin versandte er Fragebogen, um zu ergründen, ob alle Menschen ihre Gemütsbewegungen auf gleiche Weise ausdrücken oder nicht. Er fand, daß die Mimik, als Zeichensprache des Gesichtes, tatsächlich bei allen Menschen gleich ist. Neger wie Indianer lachen, wenn sie freudig, fletschen die Zähne, wenn sie wütend sind, jene ausdrucksvoller, diese zurückhaltender. Anders aber verhält es sich mit der Pantomimik, mit den Ausdrucksbewegungen des ganzen übrigen Körpers. Hier finden sich wesentliche Unterschiede zwischen den einzelnen Völkern und Zeiten, ein Beweis, daß Situation, Sitte, Erziehung eine ungleich größere Rolle spielen als beim Gesicht. So

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