Griechische Bildwerke : mit 140, darunter etwa 50 ganzseitigen, Abbildungen

stein, zwei junge Architekten, beim Studium und bei der Vermessung der Tempelruinen auf der Insel Ägina die kostbaren zum Teil ausgezeichnet erhaltenen Resteder beiden Giebelgruppen. König Ludwig I. erwarb die Skulpturen von den beiden Entdeckern und ließ sie 1816/17 in Rom unter Thorwaldsens Leitung ergänzen. Erst zehn Jahre später, 1828, langten die Figuren in München an. Sie gehören zu den kostbarsten Resten der antiken Kunst und sind in ihrer Gesamtheit der wertvollste Besitz antiker Bildwerke in Deutschland. Ausgrabungen, die von der bayerischen Regierung im Jahre 1901 veranstaltet worden sind, haben weitere Überreste ans Licht gebracht und die Frage nach der Bedeutung und ursprünglichen Anordnung der Figuren geklärt.

In beiden Giebeln waren Kämpfe der Helden von Ägina gegen die Trojaner dargestellt. Im Westgiebel der Kampf des Herakles und des Agineten Telamon gegen König Laomedon von Troja, im Ostgiebel der Kampf von Telamons Sohn Aias, von Achilleus und Neoptolemos gegen König Priamos, also eine Szene aus dem großen Trojanischen Kriege.

Entstanden sind die Skulpturen in der Zeit der Perserkriege, wahrscheinlich in dem Uno) zehnt zwischen der Schlacht von Marathon (490)

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ind der Schlacht von Salamis (480), in der Zeit °

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also, in der die griechische Freiheit gegen die mächtigsten Gegner behauptet wurde. „Die beiden äginetischen Giebel sind nur Glieder mitten aus einer fieberhaft rasch vorschreitenden Entwicklung.“ Der Künstler, der den Ostgiebel geschaffen hat, ist dem Meister des Westgiebels überlegen, in der Durchbildung jeder Einzelheit und in der Freiheit und Kühnheit, mit der er seine Figuren bewegt und selbst schwierige Probleme der Körperhaltung und -drehung löst. (Vgl. Furtwängler, Die Ägineten.)

. Jünglingskopf aus Herkulaneum. Die Büste,

die offenbar schon im Altertum von einer Statue losgetrennt worden ist, wurde am 28. April 1756 in der großen Villa zu Herkulaneum nie aus der auch die Reste der antiken Bibliothek stammen, die jetzt gleichfalls in dem Neapler Museum bewahrt werden. Der Kopf ist eine vortreffliche Bronzearbeit aus der Zeit der entwickelten Giebelfiguren von Ägina. Zwei Jahre nach dem Fund der Büste war Winckelmann zum ersten Male in Neapel, in einem Bericht nach Dresden (an Bianconi) beschreibt er den „Kopf eines jungen Helden von etwas mehr als natürlicher Größe“: „um den Kopf herum hat er 63 Locken; stellen Sie sich diese Locken vor wie schmale Streifen von Papier, die mit den Fingern zusammengerollt und hernach losgelassen und etwas auseinandergezogen wurden. Diejenigen, so die Stirne bedecken, sind vier- oder fünfmal, die an den Schläfen herunterhängen, achtmal, und die hinten herabhangen, bis auf zwölfmal ewunden. An den Rändern dieser streifigen

ocken ist rundherum eine Linie eingeschnitten. Alle diese Locken sind nicht mitgegossen, sondern erst nachher darangemacht worden, so daß sie, wenn man den Kopf aufhebt, eine kurze zitternde Bewegung machen.“

. 9. Giebelfiguren vom Tempel der Aptaia auf

Agina. (Vgl. unter 5.)

Grabrelief zweier Mädchen. Die Grabplatte nicht das Grab zu decken, sondern in Stolenform über dem Grabe zu stehen bestimmt —.

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.13. Bronzestatue eines Wagenlenkers

Die Grabplatte zweier Mädchen, die einander Blumen darbieten, stammt aus Pharsalus in Thessalien. Die Arbeit ist in der Erfindung ebenso zart, ebenso sanft schwermütig, wie die besten attischen Werke der Zeit des Überganges von dem archaischen zum freieren Stil, die Ausführung verrät dagegen den Ort der Entstehung an der nördlichen Grenze des griechischen Kunstbereichs. Reliefs vom Ludovisischen Thron. Im Jahre 1886 wurde in Rom in der Villa Ludovisi ein oßer aus einem Block gehauener Thronsitz geunden, dessen senkrechte Rücken- und Armlehnen auf der Außenseite frühgriechische Reliefs von außerordentlich feiner Arbeit zieren. Die Darstellung derRückenlehne: eine diademgeschmückte nur bis zur Mitte des Leibes dargestellte weibliche Figurim Ärmelchiton zwischen zwei beiderseits erhöht stehenden, sich ihr zuneigenden und ihre ausgebreiteten Arme haltenden Mädchen oder Frauen in gegürtetem Chiton. Die Szene ist sicher mythologisch, doch ist ihre einwandfreie Deutung noch nicht gelungen. Vielleicht ist Aphrodite dargestellt, die aus dem Meere auftaucht, vielleicht Kora, die der Unterwelt entsteigt oder der Unterwelt anheimfällt. Die beiden Reliefs der Seitenlehnen stehen in Beziehung zueinander und zu dem Hauptrelief. Ein Mädchen, eng in den über das Haupt ezogenen Mantel Sehült streut mit der Rechten Rarcherwerk in die Räucherflamme, ein anderes Mädchen, nackt bis auf die Haube, das rechte Bein über das linke geschlagen, begleitet die Opferhandlung mit dem Spiel der Doppelilöte. Das Werk stammt aus dem Anfange des V. Jahrhunderts v. Chr. aus Delphi. Die Statue wurde im Mai des Jahres 1896 bei den französischen Ausgrabungen des alten Delphi nördlich von der heiligen Straße zwischen dem Apollotempel und dem Theater aufgefunden, wohlerhalten, die Enden der Zügel noch mit der rechten Hand fassend. Die farbigen Augen sind besonders eingesetzt, Einzelseiten an der Stirnbinde sind in Silber eingelegt. Spärliche Reste von vier Pferden, einem Wagen und vermutlich einer zweiten Figur beweisen, daß die Statue zu einer großen Weihegruppe gehört, wie ähnliche in der literarischen Überlieterung genannt werden. Die hohe schlanke Gestalt des Wagenlenkers ist auf dem Rennwagen stehend zu denken (vgl. die Münzabbildung), nicht während des Rennens, sondern nach dem Siege. Die ruhige Gebärde zeigt in jeder Linie die Zurückhaltung, das Maßvolle, das immer als Äußerung vornehmer Gesinnung gegolten hat, aber südliche Lebhaftigkeit und die Fülle der griechischen Natur spricht aus der reichen Bewegung der unter dem Stirnbande vorquellenden Haare und aus der schwungvollen Linie des Profils mit der feinen Sinnlichkeit des Mundes (die sich von aller Üppigkeit fernhält) und aus dem starken ebenmäßig gebildeten Kinn. Jünglingskopf von der Akropolis in Athen. Der Kopt gehört zu den jüngsten Skulpturen, die aus dem Perserschutt (siehe unter 3.) zutage gekommen sind; bei seiner Auffindung waren noch bedeutende Reste einer in hellen Tönen gehaltenen Bemalung vorhanden. Er wird erst kurz vor der Zerstörung der Stadt und Burg durch die Perser im Jahre 480 entstanden sein. Wie rasch die Entwicklung der griechischen Kunst