Griechische Bildwerke : mit 140, darunter etwa 50 ganzseitigen, Abbildungen

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in den letzten Jahrzehnten des sechsten und den ersten Jahrzehnten des fünften Jahrhunderts fortschritt, lehrt am besten ein Vergleich dieses Kopfes mit dem als Nr. 4 abgebildeten.

Die Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton. Marmorkopien von Bronzeoriginalen des Kritios und Nesiotes, unmittelbar nach dem Jahre 480. Ergänzt, aber nach Ausweis von Münzprägungen, die die Gruppe wiedergeben, annähernd richtig sind die Arme beider Figuren, bei der Figur mit erhobenem Arm außerdem das rechte Bein ganz, das linke von unterhalb des Knies an. Der Kopf der andern Figur ist antik, aber nicht zugehörig und von viel entwickelterem Stil als der ursprüngliche bärtige Kopf, den die Münzbilder zeigen.*)

Gleich nach der Vertreibung der Pisistratiden i.J.510 errichteten die Athener den Mördern des Hipparchos als den Begründern der Freiheit Athens Ehrenstatuen ausErz. Diese ersteGruppe, ein Werk des Antenor, führte Xerxes, als er die von den Athenern verlassene Stadt Athen eingenommen hatte, als Beute fort. Sie wurde gleich nach der Schlacht von Salamis durch eine neue Gruppe ersetzt, die uns in der vorstehenden Marmorkopie erhalten ist. Als später Antiochus auch die ältere Gruppe den Athenern zurücksandte, wurde sie neben der jüngeren aufgestellt. Der quer über die Brust des Hermodios laufende helle Streifen rührt von dem ursprünglich in Bronze auigelegten Wehrgehänge her.

Ein alter griechischer Trinkspruch rühmt die Befreiungstat der beiden Jünglinge:

„Mit Myrten bekränztwillich mein Schwert tragen Wie Harmodios und Aristogeiton,

Als sie den Tyrannen erschlugen

Und Athen gleiches Recht brachten.

Liebster Harmodios, du bist nicht gestorben, Auf den Inseln der Seligen, heißt es, lebst du, Wo der schnellfüßige Achilleus

Und der edle Sohn der Tydeus, Diomedes lebt.

Mit Myrten bekränzt will ich mein Schwert tragen Wie Harmodios und Aristogeiton,

Als sie beim Opferfest der Athener

Den Tyrannen Hipparch erschlugen.“

17. Artemis hetzt ihre Hunde auf Aktäon. Hera entschleiert sich dem Zeus. Die Skulpturen am Heratempel von Selinus in Sizilien sind zierlicher und feiner in der Formgebung als die Skulpturen am Zeustempel in Olympia, doch ihnen sonst am nächsten verwandt. Sie werden etwas früher entstanden sein.

16. Die Sage erzählt: Aktäon habe auf der Jagd die Göttin Artemis im Bade erblickt, die Göttin habe den Lauscher in einen Hirsch verwandelt und ihn von ihren Hunden zu Tode hetzen und zerreißen lassen. Der Künstler ist der Darstellung der märchenhaften Verwandlung ausgewichen, er gibt das Ereignis in menschlich möglicher Form, die doch noch unmittelbarer ergreift, wenn wir sehen, wie der Jüngling selbst sich der bissigen Hunde, die die grausame Göttin auf ihn hetzt, vergeblich zu erwehren versucht.

17. Das zweite Relief gibt die homerische Szene des 14. Buches der Ilias: Zeus’ Betörung durch Hera. Die Frau sich dem Manne entschleiernd. Die Reliefs sind in Kalkstein, die

*) Die Baumstämme sind Zutaten des Kopisten.

nackten Teile der weiblichen Figuren in Marmor gearbeitet.

13—23. Skulpturen vom Zeustempel in Olympia.

Im Jahre 457 wurde zur Feier der Schlacht von Tanagra ein goldener Schild als Weihegeschenk am First des olympischen Zeustempels aufehängt. Damit ist ein festes Datum für die ntstehung des Tempels gegeben. Der Bau und sein Skulpturenschmuck werden kurz zuvor fertig geworden sein.

Im östlichen Giebel des Tempels war die Vorbereitung zur Wettiahrt des Pelops und des Oinomaos dargestellt, im Westgiebel der Kampf von Lapithen und Kentauren (18). Den Ostgiebel beherrschte als Mittelfigur Zeus, den Westgiebel Apollon mit weit ausgereckter Rechten über den Kämpfenden waltend (20). Innerhalb der umfassenden Säulenhalle schilderten endlich im Osten und Westen je sechs Metopenrelieis die Taten des Zeussolines Herakles (21—23).

Die Künstler, die diese Skulpturen geschaffen haben, haben keine so feine und fast metallscharfe Arbeit geleistet wie die Agineten, denen wir die Giebelfiguren des Aphaiatempels verdanken. Alle Formen sind hier größer und breiter gegeben, mehr auf machtvolle Fernwirkung berechnet. Aber diese großen Formen sind nirgends leer und vor allem ist die Verzahnung der einzelnen Figuren hier schon sehr viel vollkommener als in dem etwa eine Generation früheren Giebelpaar. Das ist ein Fortschritt auf dem Wege, der wieder dreißig Jahre später zu den Giebeln des Parthenontempels in Athen führte.

Die Metopenrelieis 22 und 23 sind offenbar Gegenstücke gewesen, und man dart annehmen, daß in ähnlicher Weise auch die übrigen Reliefkompositionen aufeinander bezogen waren, so daB die sechs Metopen der Ost- und die sechs der Westseite unter sich rhythmisch gegliedert und sinnvoll komponiert waren.

Der ruhig stehenden, anweisenden Athena der ersten Metope entspricht auf der andern Reliettafel die ihr gegenüber ins Profil gestellte jugendliche Hesperide, die freundlich mit flacher Hand das Himmelsgewölbe stützen hilft, dessen Last Herkules auf seinen Nacken genommen hat, während Atlas, wie die Sage berichtet, für ihn die goldenen Äpfel pflückte.

Die ersten kurzen Ausgrabungen in Olympia wurden im Jahre 1829 von den französischen Gelehrten gemacht, die der militärischen Expedition in die Morea folgten. Ihre Ergebnisse befinden sich im Louvre. Seit dem Oktober 1875 sind die Ausgrabungen durch das Deutsche Reich von neuem in Angriff genommen und zu Ende geführt worden.

. Wettläuferin. Ergänzt sind die Arme von der

Mitte der Oberarme an, der Baumstamm mit dem Palmzweig ist Zutat des Kopisten.

Der griechische Schriftsteller Pausanias berichtet von dem Festkampf, der von fünf zu fünf Jahren der Hera zu Ehren in Olympia gefeiert wurde: „Dieser Festkampi besteht in einem Wettlauf der Jungfrauen ... Sie laufen mit herabhängenden Haaren in einem Unterkleide, das wenig über die Knie herabgeht und die rechte Schulter bis zur Brust frei läßt... Die Siegerinnen erhalten einen Olivenkranz und ein Stück von der Kuh, die der Hera geopfert wird, und dürfen ihr gemaltes Bildnis der Hera darbringen.‘ Obgleich das Werk unter der Hand des Kopisten von seiner altertümlichen Herbheit