Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
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eingetretenen Großvezier-Wechſels ein angenehmeres Verhältniß zwiſhen ODeſterreih und Ungarn vor. Ob dieſer Wechſel und die dadurch der öſterreichiſchen Politik und dem öſterreichiſchen Einfluſſe zu Theil gewordene Satisfaction eine die Stellung des Fnternuntius Grafen Franz Zich y befeſtigende Wendung zur Folge habe, war damals noh niht entſchieden. Einerſeits behauptete man, Graf Zi y verbleibe auf ſeinem Poſten, andererſeits hieß es, die wahre Urſache der Demiſfion dieſes Botſchafters läge darin, daß ſeine Privatverhältniſſe und ſeine gewohnte Lebensweiſe ihm die Rückkehr in das Vaterland wünſchen8werth erſcheinen ließen. Als ſein Nachfolger wurde ſein Sohn, der geweſene CommunicationsMiniſter Graf Joſef Zichy genannt. Das Wahrſcheinlichſte war, daß Graf Franz Zichy, als der Stand der Dinge bei der Pforte ein für Oeſterrei<h und für ihn mißli<hes Ausſehen annahm, entſchloſſen war, ſeinen „Privatverhältniſſen“ und ſeiner „gewohnten Lebensweiſe“ zuliebe, zu demiſſioniren, und daß er, nachdem die Sachlage ſi<h zum Beſſern gewandt, ſi< wieder entſchloſſen hatte, zu bleiben.
Die Kaiſer-Reiſe in Dalmatien erregte andauernde Aufmerkſamkeit. Auhß Serbien, Montenegro, die Herzegowina und Rumänien glaubten in dieſer Reiſe ein Unterpfand ihrer ſehnlihſten Wünſche zu erbli>en; ſ{<hwebte ja Manchem bereits die baldige Befreiung aller Slaven aus türkfiſhem Foche vor Augen. Die Reiſe an ſi<, der vorhergehende venetianiſche Beſuch, die Zuſammenkunft mit dem Fürſten von Montenegro, die Gerüchte eines erneuten Krieges zwiſchen Preußen und Frankreich — dieſe Momente lieferten den Canevas, auf dem die Südſlaven ihre Gebilde reihten und ſympathiſher Begrüßung von Seite der Weſtſläven gewiß ſein konnten. Man konnte eben niht ſagen, ob ſolche Hoffnungen ſi< als gänzlih grundlos erweiſen würden, und keineswegs durſte der aufgeregte Zuſtand in den ſlaviſhen Ländern als eine zufällige Erſcheinung, lediglich als eine phantaſtiſhe Geſtaltung betrachtet werden.
Für Niemanden konnte es ein Geheimniß ſein, daß Oeſterreich in den letten zwei bis drei
Jahren die Fürſten von Serbie.n und Montenegro energiſh unterſtüßte; daß Serben und Bulgaren jeden Augenbli> bereit ſtanden, die Waffen zu heben. Was gewinnt dabei Oeſterreich? Was ſagen Rußland und Deutſchland? Wie werden ſih die öſterreichiſchen Deutſchen einer ſolchen Politik gegenüber verhalten? Und wel<he Rolle, wenn ein Krieg mit Frankreih losbricht, wird Oeſterreich ſpielen? — das waren die Fragen, welche \ſi< die Slaven vorlegten und mit Hilfe ihrer Phantaſie zu löſen beſtrebt waren. Folgte man dieſem Gedankengange, in dem fi< freili< feine frappirende Logik findet, der aber jedenfalls die Stimmung des größten Theiles der Slaven anſhauli<h machte, ſo erkennt man, daß ſie aus den lebten Begebenheiten in Montenegro den Beweis \<öpften, ſeitens der Türkei ſei auf Gerechtigkeit oder Freundſchaft niht zu re<nen — ein völliger Zuſammenſturz der Türkei ſei nicht weit; Deſterreih und Rußland, das ſchien ihnen zweifellos, würden auf den Trümmern ein neues Gebäude aufführen. Man wollte der Kaiſer-Reiſe, in Hinbli> auf die geſpannten Beziehungen, die zwiſchen der Wiener Regierung und der Pforte wegen der abwehrenden Haltung, die in Conſtantinopel den öſterreichiſchen Beſtrebungen in Betreff der rumeliſhen Eiſenbahnen gegenüber beobachtet wurde, eine türfkenfeindliche Tendenz unterſchieben, wobei man überſah, daß durch die Abſebung Huſſein Avni Paſchas den öſterreichiſchen Jutereſſen eine eclatante Conceſſion gemacht wurde, welche die Gemüther in Wien jedenfalls, zum guten Theile wenigſtens, beſänftigt hatte.
Während man ſi< in Deutſchland mit Kriegsbefürchtungen trug und alle Dementirungs-Werkzeuge der Regierungen in Thätigkeit geſeßt wurden, die Völker zu verſichern, daß der Friede niht geſtört werden ſollte, arrangirten die „Rothen" in Bukare ſt einen kleinen Putſch, in dem ſie, wie in Allem, auh hier ihre Jdeale, die Franzoſen nahahmend, nux mit etwas weniger Muth und Geſchik, das Rathhaus zu ſtürmen verſuchten. Eine Handvoll Militär genügte, die Aufſtändiſchen zu zerſtreuen.
Ein VYutſ< der „Rothen“ in Vukareſt.
Der Grund, der die Bukareſter „Rothen“ zu den Waffen greifen ließ, war der Jahrestag der Vereinigung der Bukowina mit Oeſterreich. Am 9. Mai 1775 geſchah es, daß die Bukowina von der Türkei feierlihſt und auf ewige Zeiten an Oeſterreih abgetreten wurde, nachdem ſc{<on eine geraume Weile zuvor öſterreichiſhe Truppen
das Land beſetzt hatten. Es war beſchloſſen, daß zur Feier dieſes hundertjährigen denkwürdigen Ereigniſſes der Kaiſer ſi< im Herbſte nah jener entfernten Mark des Reiches begeben würde. Und den Jahrestag der Vereinigung der Bukowina mit Oeſterreih hatten die Bukareſter Radicalen zu einer Demonſtration gegen ODeſter-