Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, стр. 630

herſtellung und Befeſtigung des Friedens herbeizuführen. Die Pforte hat mit einer abermaligen Ablehnung darauf geantwortet. Dieſe Eventualität war von dem Londoner Protokolle niht in's Auge gefaßt worden. Europa hatte, indem es ſeine Wünſche und Entſchließungen formulirte, ſich darauf beſhränft, zu beſtimmen, daß die Großmächte, falls ſie in der Hoffnung ſi< getäuſcht ſehen ſollten, die Pforte die zur Verbeſſerung der Lage der criſtlihen Bevölkerung beſtimmten und einmüthig als für die Ruhe Europas als unerläßlih erachteten Maßregeln mit Energie zur Ausführung bringen zu ſehen, ſi< vorbehielten, gemeinſam die Mittel zu bezeihnen, welche ſie für geeignet halten würden, das Wohl der Bevölkerung und die Futereſſen des allgemeinen Friedens zu ſichern.

So hatten die Cabinete den Fall vorausgeſehen, daß die Pforte die Verſprehungen nicht erfüllen würde, welhe ſie machen würde, aber niht den Fall, daß die Pforte die Forderungen Europas zurü>weiſen würde. Zur gleichen Zeit iſt dur< die Erklärung, welche Lord Derby zu dem Protokolle abgegeben hat, feſtgeſtellt worden, daß, da die Regierung Fhrer Majeſtät der Königin von England nur im Hinbli> auf die JFntereſſen des allgemeinen Friedens in die Unterzeihnung des Protokolles gewilligt hätte, es ſih von vornherein verſtünde, daß in dem Falle, wo dieſer Zwe> niht erreiht würde, nämlich die gegenſeitige Abrüſtung und der Frieden zwiſchen Rußland und der Türkei, das Protokoll als null und nichtig betrachtet werden ſollte.

Die Ablehnung der Pforte und die Gründe, welche ihr zu Grunde liegen, laſſen keine Hoffnung, daß die Pforte den Wünſchen und Rath{lägen Europas entgegenkommen werde und ſchließen auh jede Garantie dafür aus, daß die für die Ber beſſerung des Lo fes Der <riſtli<hen Bevölkerung in's Auge gefaßten Neformen zur Ausführung gelangten. Sie machen auh den Frieden mit Montenegro und die Ausführung der Bedingungen unmöglich, unter denen die Abrüſtung und Pacification herbeigeführt werden könnte.

Unter dieſen Umſtänden iſt jedes Gelingen eines Ausgleihs8verſuhes ausgeſhloſſen und es bleibt nur die Altèrnative, entweder den Zuſtand der Dinge fortdauern zu laſſen, welchen die Mächte als mit ihren Futereſſen und denen Europas für unverträglich erklärt haben, oder zu verſuchen, dur< ZwangS8mittel das zu erreihen, was von der Pforte auf dem Wege der Verſtändigung zu erlangen den einmüthigen Anſtrengungen der Mächte niht gelungen ift.

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Mein erhabener Herr hat beſchloſſen, das zu unternehmen, wozu Seine Majeſtät die Großmächte aufgefordert hatte, in Gemeinſchaft mit ihm thätig zu ſein. Seine Majeſtät hat ſeinen Armeen Befehl“ gegeben, die Grenzen der Türkei zu überſchreiten.

Sie wollen dieſen Beſchluß zur Kenntuiß der Regierung bringen, bei wel<her Sie beglaubigt ſind. Judem mein erhabener Herr dieſen Schritt thut, erfüllt er eine Pflicht, welche ihm durch die Fntereſſen Rußlands auferlegt iſt, deſſen friedlihe Entwi>klung durch die beſtändigen Wirren im Oriente gehemmt wird. Seine Majeſtät hat die Ueberzeugung, zu gleicher Zeit den Anſchauungen Europas zu entſprechen.

Gz. Gortſchaf off.“

Der Obercommandant der ruſſiſhen Armee, Großfürſt Nikolaus, erließ folgende Proclamation :

„Rumänen! Auf Befehl des Kaiſers Alexander rd die mtr +unterſtehende zur Be fämpfung der Türken beſtimmte Armee in Euer Gebiet ein, welches bereits ruſſiſche Armeen freudig aufgenommen hat. Jh erkläre, daß wir als Freunde gekommen, nur Euer Wohl wollen und bei den Rumänen jene edlen Gefinnungen zu finden hoffen, wel<he Eure Vorfahren den rufſiſhen Armeen in den Kriegen befundeten, welche wir gegen die Türken führten. Dem Befehl des Kaiſers entſprechend, iſt es meine Pflicht, Euch den Durchzug dex ruſſiſchen Armeen durch Euer Gebiet anzukündigen, welcher von kurzer Dauer ſein wird und Euch féline Fur<t enf loßen fol oa ie rumäniſche Regierung von uns als eine befreundete Regierung betrachtet werden wird.

JFch lade Euh ein, Euren gewöhnlichen Geſ<häften na<hzugchen und unſerer Armee dêèc Mittel zu verſchaffen, ihre Bedürfniſſe zu befriedigen. Jh habe die nothwendigen Maßregeln getroffen, damit die Militärcaſſe alle Einkäufe für die Armee unverweilt bezahle. Fhr fennt die Disciplin der Armee des Kaiſers. Fh bin ficher deſſen, daß ſie in Eurer Mitte ihre Ehre unverſehrt bewahren werde. Unſere Armee wird Eure Ruhe nirgends ſtören, Eure Geſebe, Eure Gewohnheiten und Euer Vermögen achten.

Rumänen! Unſere Vorfahren vergoſſen ihr Blut für Eure Freiheit; ih glaube, wir haben cin Recht, Euren Beiſtand für die bei Euch zu dem einzigen Zwe>ke durchziehende Armee zu verlangen, um den unglü>lichen Chriſten in der Türkei, deren Mißgeſhi> das Mitleid Rußlands und ganz Europas erwed>te, zu helfen“.