Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden
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daß fie fih vor die fürchte und ftetS vor bir zu Boden falle, und Ai ihres eignen Willens vor deinem Gerichte fhäme, daß fie al dein Werkzeug dir gehorfam fei! Beuge bu fie in Todesbanden, nimm ihre die Gewalt, auf daß fie ohne did nichts wolle!
D Gott heiliger Gelft in Chrijto meinem Heiland! Iehre mid) doch was id) thun foll, daß id) mic; möge zu dir wenden! Mende doch meinen Willen in mir zu dir; zeuch dod du mid, in Chrifto zum Vater und hilf mir, auf daß ich jeßt von nun an von der Sünde und Eitelkeit ausgehe und nimmermehr wieder darein ein= gehe! Ermwede du die rechte Reue Über die begangenen Sünden in mic; halte mid) doch in deinem Bande und laß mid) nicht von bir 108, dag mich der Teufel nicht fuche in meinem böfen Sleifh und Blut und wieder in den Tod des Todes führe! Erleuchte Dody) meinen Geift, daß ich die göttliche Bahn fehe und ftetd gehe! Nimm doc du von mir, was mid) fletS wendet von dir; gieb doch du mir, was mid) fletS wendet zu dir; nimm mid) mir und gieb mid ganz eigen dir! Laß mid) body nichts ohme dic) anfangen, wollen, ben= Een nod thun! Ad, wie lange, Herr, bin idy’S doch nicht werth, was ich von bir begehre! Laß doc meiner Seele Begierde nur in ben Ihoren deiner Vorhöfe wohnen; made fie nur zu beiner Dies ner Knecht; errette fie do nur aus der graufamen Gruft, da fein Troft noch Erquidung innen ift!
D Bott in Chrifto Sefu! ich bin mir blind und Fenne mid nit vor Eitelkeit; du bift mic in meiner Blindheit verborgen, ber du doch nahe bei mir Eift; aber bein Grimm hat mid) finfter ges maht, melchen meine Begierde gemedt hat. Nimm doc nur den Arhem meiner Seelenbegierbe zu dir, prüfe ihm, Herr und zerfchelie ihn, Ban meine Seele möge einen Strahl deiner füßen Gnade er reichen:
Bor bir Tiege ich als-ein Zobter, deffen Leben auf feinem Gaumen fchmwebet als ein Eleines Fünkfein; zunde du es dody an, Herr, und richte meiner Seele Athem vor dir auf! Herr, ich warte auf deine Zufage, ber du gefagt haft: So wahr ich lebe, ich habe nicht Luft am Tode des Sünders, fondern taß er ficy befehre und lebe. Sch erfenke mih in ben Zod meines Erlöfers Sefu Chrifti und harre deiner; bein Wort ift Wahrheit und Leben, Amen.
20. Auf folche ober dergleichen Art, wie fih ein Seber in feinem Gemiffen findet, In was für Sünden er feine Seele einge: führt hat, mag er beihten; twiewohl, fo der Vorfag recht ernft iff, feine Formel nöthig zu machen ift: denn der Geift Gottes, welcher bald im Willen des Gemüths ift, wird fie ihm im Gemiffen wohl