Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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Dhne Erleuchtung beffelben wirft du biefes Geheimnig nicht verftehen, denn es ift in des Menfchen Geift ein feftes Schloß bavor, das muß erjt aufgefchloffen werden; uno bas Fann fein Menik thun, denn ber heilige Geift ift allein ver Schließer dazu.

Darum willft du eine offene Pforte in die Gottheit haben, jo mußt du in Gottes Liebe .‚wallen, das hab’ ich dir zur Made rihtung hierher gefest.

Nun merke

Ein jeder Engel ift gefchaffen in dem fiebenten Quellgeifte, welcher ift die Natur, daraus ift fein Keib zufammenforporiret und ift ihm fein Seib zum Eigenthum gegeben worden und berfelbe ift für fi frei, gleihwie der ganze Gott frei ift.

Er hat außer ihm Keinen Zrieb, fein Trieb und Bemweglich> keit ftehet in feinem Körper, derfelbe ift auf die Art und Meife, wie der ganze Gott ift, und fein Kicht und feine Erfennenif, dazu fein Leben wird auf die Art und Meife geboren, wie das ganze gottlihe MWefen geboren wird. Denn der Keib ift der zufammen« Eorporirte Maturgeift und umfchlieft die andern fechs Geifter, die gebaren fih in dem Leibe gleihwie in der Gottheit.

Lucifer hat nun den allerfhönften und Eräftigjten Leib im Himmel unter allen Fürften Gottes gehabt, und fein Licht, das er in feinem Leibe immer geboren hat, das hat mit dem Herzen oder Sohne Gottes inforporiet, ald wäre e8 ein Ding.

Als er aber gefehen, daß er fo [hon ift und feine innerliche Geburt und große Gewalt empfunden hat, fo hat fein Geift, den er in feinem Körper g boren, der ba ift fein animalifcher *) Geift oder Sohn oder Herz, fi enthoben, in Willens über die göttliche Geburt zu triumphiren und fich über das Herz Gottes zu erheben.

Hier merke die Tiefe.

Sm mittleren Queuorunne, welcher ift das Herz, da gehet die Geburt auf; die herbe Qualität reibet fi mit der bittern und mit der Hige, da zündet fie das Licht an, das ift der Sohn, deffen er it feinem Leibe immer fhmanger ift und das ihn erleuchtet und lebendig macht.

Daffelde Kicht im Lucifer ift nun fo fhön gemefen, daß es de Himmels Geitalt übertroffen hat, und in bemfelben Lichte ijt der volllommene DBerftand gemwefen, denn alle fieben Duellgeifter gebären dafjelbe Licht.

Nun find aber die fleben Duellgeifter des Lichtes Bater und mögen der Geburt des Lichts zulaffen, wieviel fie wollen, das Licht ann fi nicht höher erheben, als ihm die Quellgeifter zulaffen,

*) Der Verfaffer nennt die Seele die animalifche, von anima. Da er fi) aber erinnerte, daß fonft unter animalifcher Seele der natürliche, thieri= fhe Menicy verftanden wirds fo bediente er fi) diefes Ausbrues nicht weiter zue Bezeichnung des höheren, geiftigen Wefens.