Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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nicht beiſteht, kann es ſehr traurige Folgen für unſer armes Land haben. 12. Mai.

Heute kam die Nachricht, daß Rußland nun wirklich den Krieg an Oeſterreich erklärt habe; ih bin in Verzweiflung! — Kann man ſo Etwas begreifen? —

14. Mai.

Es heißt, Schill habe einen kleinen Vortheil in der Nähe von Magdeburg erkämpft; der König von Weſtphalen hat einen Preis auf ſeinen Kopf geſeßt. E 17. Mai.

Clairambault hat mir ſhon wieder ein Bulletin ihrer exlogenen Heldenthaten geſchi>t, es iſ um das hitzige Fieber vor Aerger zu bekommen; es heißt darin, ſie ſtänden ſchon vor Wien.

21. Mai.

Ach Gott, es heißt nun wirkli, daß Napoleon bereits vor Wien ſteht; man hoffte noh, der Erzherzog Carl und General Hiller würden ſih vereinigen können, aber es iſt zu fürchten, daß Wien ſich niht lange halten kann! Wenn Gott nur wollte, daß dieſer elende Uſurpator dort ſeinen Tod fände. Der arme Erzherzog Ludwig iſ ſ{<uld an der erſten Niederlage, er hat ſi< zu weit vor gewagt.

Schill iſ in Dömit, einer kleinen Feſtung an dex Elbe, wo er ſich leiht zu Waſſer retten kann, wenn er bedrängt wird. Man ſagt, ex ſoll viel Zulauf und auch ziemlich viel Soldaten haben.

24. Mai.

Ach, welche fur<htbare Nachrichten, Wien hat am 13. capitulirt! — Erzherzog Max hat den Oberbefehl niedex-