Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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gelegt und General Orelli die Stadt übergeben. Auch davon erhielt i< die Nachricht zuerſt dur dieſen abſcheulichen Clairambault, der ſein Haus des Unglücks Wien zu Ehren
illuminixt hat. 26. Mai.
Ein ruſſiſcher Oberſt, dex direct aus Petersburg kam und mi durchaus ſprechen ſollte, kam, ehe ih no< aufſtehen konnte, an mein Bett und ſagte mir, er ſei nach Paris geſchi>t, der Kaiſer Alexander ließe mix ſagen: „Er ſei fo ſehr wie immer unſer treuer Freund!“ — und während er dies ſagen läßt, müſſen die Ruſſen bereits in Galizien ſtehen! — Jh ſagte dem Oberſten meine Meinung hierübex. Er ſah au< den König und die Königin, frühſtückte dann bei mir und reiſte weiter.
1. Juni.
Die glücklichen Nachrichten von der gewonnenen Schlacht bei Aspern!! — Napoleon hat viel verloren und wird Mühe haben, vorbei: und übex die Donau zurück zu kommen. Man ſpricht von 40,000 Todten und Verwundeten.
3, Juni.
Schill iſt in Stralſund, hat eine beträchtlihe Schaar geſammelt; Gott weiß, was daraus werden ſoll. Abends hatte ih wieder ein Sieges-Bulletin von Clairambault, das mich doch frappirte, aber es war vom 20., alſo vor dex Schlacht datirt, und das iſt eine Beruhigung. Später ſchi>te er mix ein zweites aus Berlin von St. Marſan an ihn “geſandtes, augenſcheinli<h ganz voller Lügen und fo inſolent wie immer.
6. Juni.
Die Majeſtäten ſind ſeit zwei Tagen aus ihrem kleinen
Gartenhaus na< den Hufen hinaus gezogen.