Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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den die Franzoſen mit ihren kriegeriſhen Vorbereitungen anrihteten. Es heißt, das Gros der Ruſſen rücke heran und man ſei entſchloſſen, ſi<h nux in der Stadt ſelbſt zu ſ<lagen. Abends war ein ſolcher Lärm vor den Fenſtern, daß man ni<t einmal Whiſt ſpielen konnte.
22. Februar.
Dex Vice=König von Neapel kam mit einer großen Menge Truppen an; ſhon während der Nacht war der General St. Cyx gekommen und Kanonen wurden allenthalben, auh auf dem Wilhelmsplaß, aufgefahren.
Der Vice-= König ritt dicht an meinem Fenſtex vorbei, ih ſah nux ſein Geſicht. Die Truppen liegen rund um die Stadt herum. Der Durchmarſch der Franzoſen dauerte den ganzen Tag hindur<, Abends endlih rückten auch die ab, die um das Palais kampirt hatten.
Was mi betrifft, ſo hatte ih meine gewohnten Herren zux Parthie, fſoupirte mit ihnen und ging dann ruhig ſchlafen; die Nacht verlief ganz ruhig.
Der hieſige Tugendbund hat gegen den König intrigirt und verſucht, einen Aufſtand in der Stadt zu Stande zu bringen; der Prinz Heinrich ließ ſi< von ihnen überreden, auh Brockhauſen, Stägemann und Kühlwettex waren dabei, ſie verſuchten ſelbſt Golhy für ihren Plan zu gewinnen, der ihnen aber tüchtig in's Gewiſſen redete und ihnen begreiflich machte, daß ein Aufſtand jebt das Allerthörichteſte und Verderblichſte ſein würde, und ſo iſ dieſe Unvernunſt für diesmal no< ohne Schaden anzurichten vorübergegangen; aber alle dieſe, gegen den Willen des Königs gerichteten Umtriebe ſind empörend und geradezu verbrecheriſ<h. Man ſagt, die Franzoſen würden ſ<ließli< die Ruſſen gar niht abwarten, -