Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Jmmerfort kommen jeht neue Regimenter der Unſeren herein; die Nampe und meine Fenſter werden gar nicht leer von Zuſchauern. Fn Wien amuſirxt man ſih herrlich, aber was da geſchieht, macht mix nux Aerger und Kummer, mehr

als ih ſagen kann und mag. 3. November,

Das war ein unglücklicher Tag für mih. J< hatte die Königlichen Kinder zum Thee eingeladen, und ſtatt dieſer Freude traf mich das Unglück, daß ein Licht, das ih zu nahe an die Gardine geſtellt hatte * dur< einen Luftzug den Muslin ergriff und Alles ſtand in weniger als einem Augen-= bli> in Flammen, ah, faſt Alles verbrannte! —

Jh ging in die Zimmer der Kleinen hinüber, wo ih bis zum 5. wohnen blieb, dann logirte man mich in das Louis'ſhe Palais in die Zimmer des Prinzen Carl von Streliß, der in's Schloß zog, um ſie mix zu geben. Jh bin hier gut aufgehoben, aber ih habe ſo viel Theures und Unerſeßliches verloren! — Meine Diamanten und mein Sil-= berzeug ſind gerettet, im Uebrigen iſ jedo<h faſt Alles

verbrannt | 7. November.

Eine Maſſe Menſchen kommen tägli<h zu mir, aber ſie tröſten mih niht; ih bin traurig, ſo viel theuxe, geliebte Gegenſtände verloren zu haben, die nichts mix erſehen kann !Mein guter Felix kommt alle Tage zu mix.

11. November.

Heute kamen meine kleinen Engel den Abend zu mix und das war mir eine Freude.

29. November.

Ein trauriger Erinnerungstag. J< aß bei Prinzeſſin

Charlotte mit einigen ruſſiſ<hen Damen.