Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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3. December.

Noch immer keine Ausſicht, daß der König wieder= fommt. Die Nachrichten vom Kongreß ſind täglih dieſelben; wenn der König nux belohnt wird, ſo will i< zufrieden ſein.

Jmmexrfort entſeßli<h viel Beſuche den ganzen Tag. J<h kann leider no< niht wieder ausgehen, und gehe in meinen Zimmern umher, um mix ein bishen Bewegung zu machen. Abends kommen die gewohnten Herren für meine Parthie. Wittgenſtein ſchreibt mix oft aus Wien, aber leider ni<hts von dex Rückkehr des geliebten Königs.

9. December.

Keine guten Nachrichten vom Kongreß. Man zerbricht ſih den Kopf wegen einer Neugeſtaltung Deutſchlands und möchte, daß unſer König Kaiſer würde! —

10. December.

Wittgenſtein ſ{hreïbt heute wieder, daß ſie no<h niht zurückkommen. Jch ſchreibe die ganzen Morgenſtunden; die lieben Prinzeſſinnen ſind ſehr viel bei mir.

11. December.

Vom Kongreß leider immer dieſelben Nachrichten, es

fommt nichts Vernünftiges zu Stande 12, December.

Dex König wax krank, abex iſt beſſer, Gottlob! — Jh hatte wie immer ſehr viel zu ſchreiben. Meine Tage ſind recht einförmig, einer vergeht genau wie der andere; viele Briefe zu {reiben und ſo viele Beſuche zu empfangen! —

Jh denke viel an die Ewigkeit, die mich erwartet; ein armer ſterblicher Geiſt kann ſie nicht faſſen. J<h bin ihr ſo nahe und begreife ſie doh niht, — kein Anfang, kein Ende! —