Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

A. Phönizien. B. Phrygien. Isis und Mnrnp dewv. 163

Paphiam Venerem, Oretes sagittiferi Dietynnam Dianam, Sieuli brilingues Stygiam Proserpinam, Eleusini vetustam deam Cererem, Iunonem alii, Bellonam alii, Hecatam isti, Rhamnusiam illi, sed(?) qui nascentis dei Solis inchoantibus inlustrantur radiis Aethiopes Arique priscaque doctrina pollentes Aegyptii, caerimoniis me propriis percolentes, appellant vero nomine reginam Isidem.‘)_ Im zweiten Jahrhundert n. Chr. ist die uucrıkt) Beoxpacia, wie es Damaskios nennt), im ägyptischen Kult in Griechenland sowohl wie im Mutterlande durchgedrungen; Isis und die Göttermutter, Osiris und Attis sind ineinander aufgegangen. Es ist nur begreiflich, daß in Pompeji schon zur Zeit des Augustus ein noAiteuua TWv ®puyWv begegnet, das nach dem ägyptischen Kalender rechnet.°) Wir dürfen bei dem Zusammenhang zwischen Theologie und Magie nicht befremdet sein, wenn Dardanos, der Begründer der Mysterien der Göttermutter, in der ägyptischen Zauberliteratur um dieselbe Zeit eine Rolle spielt.*)

1) Die eigenartige Rhetorik erinnert an den so lange für ein Gedicht erklärten Eingang der Predigt. 2) Bei Photius, Bibl. 343a 22 Bekker.

3) Inser. Gr. Sie. It. 701, vgl. Zwei religionsgesch. Fragen 104 A.3. Das Kultbild des Zebc &puyıoc ist wohl das des TTanac (vgl. Diodor III 58 und Eustathios 565,3), also des im Naassener-Text gefeierten Hirten der weißen Sterne.

4) Apuleius Apol. 90, vgl. Clemens Alexandrinus Protrept. 2, 13 p. 5S.: Adpdavoc 6 untpöc deuiv karadeltac uucrhpia. Auf ihn müssen wir zunächst die Dardaniae artes (so Columella X 358) beziehen. Von Pseudo-Demokrit berichtet bekanntlich Plinius XXX 9: Democritus Apollobechen Coptiten et Dardanum et Phoenicem inlustravit, voluminibus Dardani in sepulerum (lies sepulero) erus petitis, suis vero ex disciplina eorum editis. Daß die Fälschung auf ägyptischem Boden entstand, zeigt die Fiktion, daß die Bücher des Dardanos in dessen Grabe gefunden wurden, vgl. die Stories of the High priests of Memphis. Phrygische, phönizische und ägyptische Zauberformeln waren also schon in dem von Plinius benutzten Pseudepigraph verbunden (vgl. über den Aöyoc ®pöyıoc des angeblichen Demokrit Susemihl, Gesch. d. griech. Literatur d. Alexandrinerzeit 1 483—485). Die jüdische Zaubersage bemächtigte sich ebenfalls des Dardanos, und es scheint, daß er dabei, wie Ostanes und andere Zauberer, seine Heimat verlor; man kannte einen Wettstreit Salomons mit ihm, vgl. Josephos Ant. VIII43: ümeprjpe de kai dinverke copiqa Kal TÜV Katü Tüv alröv xpövov döFav Exövrwv tapd TÜV 'Eßpalwv Emi deivomr ... Ticav de “ABdavoc xul Aiuavöc kai XdAkeoc Kal Adpdavoc vlol “Hudovoc. Auch Mambres, ursprünglich der ägyptische Gegner des Moses, wird ja mit Salomon in Verbindung gebracht und widmet ihm Bücher (Berthelot 245). Aus einem ähnlichen Buche des Dardanos stammt das in dem großen Pariser Papyrus enthaltene Eipoc Aupddvou (Wessely, Denkschr. d. K.K. Akad. 1888 S. 87 Z. 1716) mit seiner

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