Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Erste Interpolation $ 6—8. 39

hat die BouAn 8eoü die sichtbare Welt gebildet (Euiuncato), oder vielmehr ist selbst zu ihr geworden (kocuoromßeico), da alle Werdungen in ihrem Wesen liegen.‘) Eine weibliche Allgottheit steht hier neben dem höchsten Gott. Schon dies zeigt, daß die unmittelbar folgenden Worte 6 de Noüc 6 Beöc dppevößnkuc Wv nicht mehr zu dieser Theologie gehören; sie schließen in der Tat lückenlos an den Hauptteil. —

Doch bevor ich zu diesem zurückkehre, müssen wir die nunmehr ausgesonderte Einlage näher ins Auge fassen. Sie bietet die zweite Fassung orientalisch-mystischer Schöpfungssagen. In einer zwar etwas anders gewendeten, aber doch noch ähnlichen griechischen Überarbeitung bot sie die Quelle Plutarchs De Is. et Osir. 55—54: 1 rap "Icic Ecrı uev TO TC Pücewce AnAu Kai dEKTIKOV richt YEvEcewc. kaßo riAnvn Koi avdexiic Uno To TlAdarwvoc, Uno de TWV moAAWV uupıwWvuuoc KerAnta, da TO TÜCaC UNO TOD AöYou TPETTOUEVN uOoppüc dexechan Kal IdEUC....... Kal TTAPEXOUCH TEVVÄV EKEIVW (TW araAW) Kai Kutacreipeıv eic Eauriv Aroppoüc Kal Önolörntac, ic

1) Das Wort BovAn (im Singular) kommt, wenn mir nichts entgangen ist, in den Hermetischen Schriften und Fragmenten nur noch in dem ebenfalls zur Poimandres-Literatur gehörigen Kap. XIII (XIV nach meiner Zählung) und in dem Aöyoc ”Icıdoc mpöc "Rpov vor, Stobaios Ekl. 149 p. 467, 1 Wachsmuth: ämoyeyovörwv rdn wuxWv uev "Ocıpıc, 6 marnp cou (Bacıkeic Ecti), cwudrWv de 6 Exdcrou EBvouc fyeuuv (der Planet, welcher das einzelne Volk regiert, vgl. unten Kap. II) BovAnc de 6 narhp mavrwv Kai Kadnynrnc, 6 Tpıcueyicroc Epunc. Hier scheint ßovAn die geistige Kraft, die ppövncıc oder cogia. Ähnlich ist der Wortgebrauch, vielleicht mit stärkerer Betonung des Begriffes “Willen? (für den Ägypter bedeutet das Herz den Willen wie den Verstand, und Thot oder Isis sind die Herren des Herzens), in XIII (XIV) 20: kai ö ZnrW, BovAn tn cn ävaneravuoı. Aber in dem gewaltigen Wort XIII (XIV) 19: ch BovwAn dno coü, emi ce ö mäy ist die Bedeutung eine andere; die ßouArn entspricht dem müv; dies selbst ist, wie es von Gott ausgeht, BouAn, wie es zu Gott zurückkehrt, av. Zu vergleichen ist die Aufschrift des Zauberringes bei Berthelot Alchimistes grees, Introduction 133: &v 15 nav (die fast als Gottesbezeichnung übliche Grundformel dieser Literatur) kai d1’ alroü TO mäv kai elc auto TO TÄvV Kai ei un &yoı To mav, oVdev Ecrı to mäv. Die Erklärung des verschiedenen Gebrauches bietet der Isisglaube; Isis ist wie copia und ßobAncıc auch pucıc und yevecıc (vgl. Zwei religionsgesch. Fragen 105 ff.). Ich darf beiläufig bemerken, daß die gewaltige Grundformel des ägyptisch-griechischen Mystizismus bei Paulus fast wörtlich erscheint (Röm. 11, 36): &£ altoD kai dı’ auToÜ kal eic abrtov ta navra. Daß Paulus sie aus der hellenistischen Theologie übernommen hat, nicht diese aus ihm, wird hoffentlich der Fortgang der Untersuchung lehren.