Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

42 II. Analyse des Poimandres.

bald zu diesem bald zu jenem Interpretationsspiel verwenden.') Die Möglichkeit, beide Stellen zu vereinigen und zu erklären, bietet Plutarch.

Ich messe den zuerst angeführten Stellen eine große religionsgeschichtliche Bedeutung bei. Weder aus dem Judentum allein noch aus dem Judentum und Griechentum ist Philos Lehre zu erklären; die in ihrem fast unverhüllten Anthropomorphismus doppelt auffällige Ansicht von der Entstehung der Welt kann nicht zufällig so genau bei Plutarch wiederkehren. Philon zeigt die ungemeine Verbreitung und Kraft einer hellenisierten ägyptischen Theologie, bzw. Philosophie; sie ist für ihn das Gegebene, sie muß mit den jüdischen Anschauungen in Übereinstimmung gebracht werden. Daß das sich gerade an Einzelzügen der Logos-Lehre erweisen läßt, ist mir besonders wichtig.?)

Denkt man an diese ägyptische Theorie und vergleicht man die Behauptung unserer Schrift, der xöcuoc sei entstanden € Boukiic deod, Hrıc Aaßoüca TÖV Aöyov KTA., so wird man diese Worte unbefangen nur auf eine Empfängnis des Gottes Aöyoc oder Köcuoc bezeichnen können; die Ausführung entspricht dann genau den Angaben Plutarchs und Philos (mapadeZauevn Ta Toü Beoü crepuare); der Aöyoc ist das cmepua Beo0. In der Tat gibt es ja eine der

1) Hierdurch gewinnt auch die bekannte Stelle De somn. T 638M eine größere Bedeutung, als ihr Zeller (Philos. der Griechen III 2 IV. Aufl. S. 287 A. 2) einräumen will. Sie bezeugt wirklich, daß schon vor Philon alexandrinische Juden den ägyptischen Gott Logos übernommen haben; daß er dem dcknrnc begegnet, ist: ebenfalls ägyptisch empfunden. Für das Fortleben der Logos-Lehre in diesem Kreise vgl. Origenes Contra Celsum II 31.

2) Nicht von Philon beeinflußt und doch mit ihm oft wunderbar im Einklang ist bekanntlich die spätjüdische Mystik, die Kabbala, und besonders ihre Hauptschrift, der Zohar. So hebe ich nach Karppe, Etude sur les origines et la nature du Zohar (Paris 1901) einen Einzelzug heraus, ohne die von ihm aus begreiflicher Scheu gewählte wunderliche Sprachmischung zu verwischen (p. 428): le En-sof (Gott) fait jaillir ew membro suo semen quod continet totam rerum et hominum familiam; semen mundi va se deposer in matrix mundi. So entstehen, genau wie im Text des Poimandres, einerseits die croıyeid, andrerseits die wuxai, bezw. die wuyxrj: le Roi (Gott) et Ta Reine (die oberste duvauıc) symbolisent le grand mariage du monde ideal avec le monde reel, üs sont le grand couple central; Uamour qui les unit est la condition indispensable de la subsistance du monde. Le premier et le plus beau fruit de cet amour est Fame humaine (429).

ne

e R