Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

68 II. Grundyorstellungen des Poimandres.

so haben wir den Hauptteil des Poimandres als hellenisierte Lehre ägyptischer Priester erwiesen. Mit ihr läßt sich auch der Gedanke leicht in Einklang bringen, daß der Gott Noüc in dem Frommen lebt und wohnt.!) Schon in unserer Inschrift gibt ja Ptah Leben dem Frommen und Tod dem Frevler. Er gilt in sehr frühen Berichten als Geber der Lehre von den Göttern, d.h. als Erfinder der Philosophie.?) Er offenbart sich den Seinen und berät sie; 6 ®dac coı AeAdAnkev°) lautet ein griechisch-ägyptisches Sprichwort, dessen beste Erklärung die früher angeführten‘) Worte der Intef-Stele bieten: die Menschen sagen von dem Herzen (dem voüc) des Intef: „it is am oracle of the god, which is in every body“.

Mit ungeahnter Sicherheit hat sich der eine Teil der Poimandres-Lehre als ägyptisch nachweisen lassen; die Träume, welche einst der phantasievolle Deveria ersann, die Hermetischen Schriften möchten wirklich die Geheimlehre ägyptischer Priester enthalten, haben an einem Punkt und in bescheidenem Umfang Leben gewonnen. Es gilt jetzt, die nicht-ägyptischen Bestandteile zu untersuchen. Auch hier ist das Ziel natürlich, eine zu einer bestimmten Zeit einheitliche Lehre zu finden; aber ein direktes Zeugnis ist uns bisher versagt, und nur auf mancherlei Umwegen werden wir dies Ziel annähernd erreichen können. —

Nicht-ägyptisch ist vor allem, was von dem ersten, dem himmein. Der Begriff der sieben Sphären scheint erst mit der Bildung der astrologischen Systeme nach Ägypten zu kommen. Den Aufstieg durch sie finden wir dann in der jüngeren Mithraslehre (Origenes Contra Celsum VI 22). Daß die Umbildung der Vorstellungen für den Ägypter besonders leicht war, brauche ich kaum hervorzuheben.

1) Vgl. die in Kap. I angeführten Gebete.

2) Diog. La. prooem. 1: Aiyumrıoı uev yüp Neikou yevecdaı maida “Hpaıcrov, dv Äpkoı PiAocopiac, HC TOLC TpoEcTWTAC iepeac eivar Kai TTPOPNTAC. Nach $ 2 verglichen mit $ 10 scheint der jüngere Hekataios benutzt.

3) Suidas: ®ddac‘ 6 “Hpaıcroc map& Meugpirtaic‘ Kal rapoıuia” 6 PAdc coı AekaAnkev.

4) Oben 8.24 A.1. Die zu Grunde liegende Anschauung ist hier, daß Gott in dem Menschen denkt und spricht. Es ist eine Vorbereitung jenes Pantheismus, der sich in der V. (VI.) Hermetischen Schrift (Parthey p. 47, 13) so äußert: dia Ti dE Kal buvncw ce; bc Euauroü Lv; We Exwv rı ldlov; WC Aadkoc Üv; cÜ yap el ö Av b, cd ei ö Av mow, cu el ö Äv Akyw. cu yüp mdvra el, Kal ko oVdev Ecrıv, ö wi El. ch El TO yYevöuevov, cd TO u YEvölevov, VOUC EV vooVuevoc, manıjp dE ÖnkuoupyWv, Beöc de EvepyWv, dyadöc de [kai] mävra moLWv.

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