Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

76 III. Grundvorstellungen des Poimandres.

hat nur einen Engel, Kteto@l, und nur einen Dämon, Beelzebul. Auch die mittelalterliche Astrologie, die von der jüdischen abhängt, kennt als Sitz „des Teufels“ den Satum. Natürlich ist dann Ktetoel in ähnlicher Weise der mächtigste der Engel; denn das System, welches sich in diesen Gebeten ausdrückt, gibt keinem Planeten nur gute oder nur böse Kraft; alle sind hier gleicherweise doppelt wirksam. Ich zweifle nicht, daß Kteto@l hier die Stelle, die gewöhnlich dem Metatron zugewiesen wird, einnahm und gewissermaßen Stellvertreter Jehovahs war.

Wie weit der einzelne Jude mit diesen Vorstellungen von der einapuevn und dem Walten der Sternengeister noch den Glauben an ein persönliches Regiment Gottes zu verbinden wußte, läßt sich nicht im allgemeinen feststellen. Doch gibt die Sprache von der Macht und dem Druck dieser Vorstellungen einen gewissen Eindruck. Daß die Ausdrücke xocuokpatopec oder 'üpxovrec TOD xocuou früh übernommen wurden, zeigt die Weisheit Salomons gerade in der poetischen Umschreibung; ihre Verbreitung lehren uns die nentestamentlichen Schriften; aber sie führen in der Regel auch schon einen Schritt weiter. Die Auflelınung gegen den drückenden Zwang läßt den Gläubigen betonen, dab es doch nur dieses Leben, nur diese Welt ist, über welehe jene Mächte herrschen; sie heißen dpxovrec TOD alWVvoc TOUToV, seltener auch KocuoKpdTopec TO KOCUOU TOUTOU.") Heöc NuWwv 6 ueyac Kal Uwıcroc, 6 ToWMcac Kal mAdcac Tv Avßpwmov; zu vergleichen ist das Gebet der Ssabier an den „Gott der Juden‘ Saturn bei DozyGoeje (Actes du sixieme Congres international des Orientalistes, part. II section I p. 350). „Die Pharisäer‘ des Evangeliums brüsten sich mit der geheimen Weisheit, der Kenntnis des Namens dieser höchsten, verborgenen duvauıc. Daß Beelzebul phönizische Gottheit ist, fällt mir nicht ein zu bestreiten; aber nicht dem Volksglauben der Juden, sondern einer astrologischen Geheimlehre gehört er für diese Zeit an. — Mit der Vorstellung, daß die Mehrzahl der Planeten mehrere daiuovec, Fixsterne wie die Plejaden deren sieben in sich haben, hängt die Rede Jesu Matth. 12, 43—45 — Luk. 11, 24—26 zusammen; A. Jacoby, welcher zu meiner Freude die astrologische Grundlage dieser ganzen Vorstellungen schon richtig erkannt hat (Evangelisch-protestantischer Kirchenbote f. Elsaß-Lothringen 1902 S. 380), bringt irrig hiermit die &mtä mveuuara mAdvnc der Patriarchentestamente zusammen, in denen jedem Planeten ein mveüua entspricht.

1) Daß ich damit nicht die gesamte Vorstellung von dem andern aidıv aus dieser astrologischen Religion herleiten will, ist selbstverständlich; sie wurzelt ebensowenig wie der Unsterblichkeitsglaube in ihr. Aber auch bei letzterem muß man scharf betonen, daß er in dem hellenistischen Glauben meist eng mit der Lehre von der eluapuevn verbunden ist.

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