Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Paulus. Mythus vom Anthropos. 81

ävwdev BouAeücaı BeXete; Nuepac TTapaTnpeiche Koi ufvac Kal Kaıpouc Kai Evıaurouc.!)

Dieselbe Grundauffassung, die Paulus ganz allgemein voraussetzt, liegt auch in der Schilderung des Menschen im Poimandres (15): dBavaroc Yüp Wv Kai mavrwv TMV EeZouciav Exwv TÜ Bvntoü Träcyeı ÜTOKEIUEVOC TI Eiapuevn" Ümepavw oVv WV TC üpuoviac Evapuövioc rerove do0Aoc. Aus der doukeia steigt dann die Seele des Frommen, d. h. des mit der yvwcıc Begabten, im Tode wieder durch die Sphären zu Gott empor. Der Mythus, in welchen dieser Gedanke wenigstens z. T. sich hüllt, ist unvollständig wiedergegeben. Der Gott ”Av@pwrroc entschwindet nach dem Zeugungsakte plötzlich, wir wissen nieht wohin. Erwarten müßten wir, daß er, der vom Vater selbst entsendet und mit aller &Zoucia ausgerüstet ist, mittelbar oder unmittelbar Erretter seiner Nachkommen wird und die Befreiung von der eiuapuevn vollbringt. Aber zu tief ist dem Ägypter der Glaube an den Noüc-Gott als Führer und Leiter eingewurzelt. Er zerstört lieber den Mythus, als daß er dem eingedrungenen Gott diese Hauptstellung einräumte. Daß er sie wirklich einmal gehabt hat, müßten uns schon die gnostischen Systeme lehren, welche Christus so oft mit jenem ”Av@pwrroc in irgend eine Verbindung bringen. Aber hier wie immer dürfen wir, wenn wir den christlichen Gnostizismus verstehen wollen, nicht von ihm ausgehen; ebensowenig freilieh von dem Rätselwort des Evangeliums 6 viöc TOD AvApurou, welches ja mit diesem Gott ”Avßpwroc irgendwie zusammenhängen muß, aber selbst niehts ergibt. Ich möchte einen neuen, m. W. nieht betretenen Weg einschlagen, dem Mythus näher zu kommen. Ist dieser Weg auch weit und beschwerlich, so bietet er doch vielleicht dem Philologen manchen neuen Ausbliek in ihm bekannte Gebiete. Unser Ziel ist, den hellenistischen Mythus vom Gotte "Avöpwrroc zu finden.

Ich habe früher?) darauf hingewiesen, daß sich in der von

1) Das kann sich wie der Zusammenhang und die 8.74 A.1 angeführten Stellen des Kpuyrua TTerpou und des Kolosserbriefes beweisen, nicht auf bloße Beobachtung des Kalenders beziehen. Der Kalender enthält die Theologie; Tag und Woche, Monat und Jahr sind göttliche Wesen von bestimmter Kraft und bestehen aus anderen göttlichen Wesen (vgl. Beigabe Il). Das tritt selbst in der sonst farblosen Charakteristik des Briefes an Diognet (Kap. 4) noch hervor: mapedpelovrac Gctpoic Kal ceAnvN. 2) Zwei religionsgesch. Fragen ®. 96.

Reitzenstein, Poimandres, 6