Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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Truppen in Süddeutſchland zuſammenzuziehen. Er übermittelte Gerüchte nah Paris, wonach an der böhmiſch-bayeriſchen Grenze ſhon 60000 Mann bereit wären. Bald darauf gab er Nachricht, daß Öſterreich nicht gezögert habe, Gewalt anzuwenden ; zwei Bataillone Jnfanterie wären in bayriſches Gebiet eingerückt, die Bayern hätten Reichenhall aufgegeben. !) Nun miſchte ſich die franzöſiſche Regierung ein. Champigny, der franzöſiſche Geſandte in Wien, hatte eine ſcharfe Note zu übergeben, worin Bayerns Vorgehen zwar für überſtürzt, ein öſterreichiſcher Eingriff in Bayern aber als feindliche Handlung gegen Frankreich erklärt wurde. An Bacher erging die Weiſung, dem Reichstag im Verein mit der ruſſiſchen Regierung eine franzöſiſche Note zu überreichen, die die Intervention beider Mächte als der Garantiemächte des Weſtfäliſchen Friedens ankündigte; er jollte die Note auh in allen Zeitungen veröffentlichen. ?) Die Intervention wurde von den Mitgliedern des Reichstags nicht freudig aufgenommen, aber niemand widerſprach. Die öſterreichiſche Vertretung fand die Jntervention gar ganz im Sinne der öſterreichiſchen Konſervationsbeſtrebungen. Hügel beſuchte Bacher, um ihn von den friedlichen Abſichten Öſterreichs zu überzeugen; Öſterreih habe Bayern nur einſchüchtern wollen, der Zwe ſei erreicht und die Truppen hätten ſchon den Befehl zum Rückzug erhalten. ?) Entſprach dies gleich dex Wahrheit, jo gab Öſterreih darum doch niht ſeine Konſervationspläne auf.

Es beeilte jegt vielmehr den Zuſammentritt der Konverſationskommiſſion, die am 26. März zum erſtenmal tagte und den Staaten, welche dem faiſerlichen Konſervatorium zuwider handelten, Warnungen zugehen zu laſſen beſchloß. Die Briefe wurden am 28. mit der Poſt verſandt. *) Allgemein erwartete man darauf, daß ſowohl Frankreich wie Preußen Widerſpruch erheben würden; Bayern, Württemberg und Heſſen hatten ein Intereſſe daran, den Widerſpruch zu unterſtüzen.®) Während der öſterreichiſch - bayeriſchen Verwiélung war kaum zur Geltung gekommen, daß ſich auh Preußen auf die Propoſition des Direktorialgeſandten und zwar in einem anderen Sinne als Öſterreich geäußert hatte. Ju Berlin hatte man ſih darum entſchloſſen, ein zweites Mal zu ſchreiben. Aber Öſterreich jorgte dafür, daß die preußiſche Regierung nur halben Eifer zeigte. Bacher erhielt Kenntnis davon, daß Hügel bei Goerß geweſen war, um ihn über die Abſichten des

1) Bacher an M. d. A. 9 ventôse XII.

?) Bacher an M. d. A. 11. ventôse XII. Vgl. Fournier, Geuß u. Cobenzl. S. 94. Von dem Einmarſch der Öſterreicher meldet Fournier nichts. Auch iſt der JFuterventionsantrag, der Oſterreich Halt gebot, niht erwähnt.

3) Bacher an M. d. A. 19. ventôse XII. Danach ſcheinen die Truppenanſammlungen wirklich ſtattgefunden zu haben, während na<h Fournier es den Anſchein haben könnte, als ob Bacher nur leere Gerüchte weitergegeben habe.

4) Bacher an M. d. A. 5. germinal XI. 5) Bacher an M. d. A. 5. germinal XII.