Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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beten habe, der badiſchen Note keinen offiziellen Charakter beizulegen; er habe Öſterreich, Preußen und dem Kurerzkanzler nur eine mündliche Erklärung im Sinne des Entwurfs abzugeben.) Die zweite Note Badens verzögerte ſich; auh enthielt ſie zwar die gewünſchte Mitteilung, daß Baden von Frankreich Aufklärungen erhalten habe, aber nicht daß ſie vollkommen befriedigend geweſen ſeien.?) Fn der Hofkanzlei zu Wien wurde man ungeduldig. Der geſchäftsordnungsmäßige Tag zur Eröffnung des Reichstagsprotokolls über die ruſſiſhe Note (17. Juni) ſei verſtrichen. Zeige ſih Baden nicht entſchloſſener, ſtehe die Würde des Neichstags in Frage. Man beſchuldigte „Preußen und Konſorten“, daß die ruſſiſche Note in Regensburg dank ihrem Verhalten kühl aufgenommen worden ſei. Öſterreich forderte auf einmal, daß am 12. Juli das Protokoll eröffnet werde, ſobald die geſchäftsordnungsmäßige Zahl der Mitglieder des Reichstags (?/4!) es verlange. Am ſelben Tag fand bei Albini eine Beſprechung ſtatt, in der Goerß den kaiſerlichen Geſandten Mangel an Rückſicht gegen das befreundete Preußen und Umſhmeichelung Rußlands vorwarf. Die Öſterreicher beſtritten, daß ſie jahlih etwas anderes wollten als Preußen, und behaupteten, daß nur über die geeignetſte Form der Beilegung der unliebſamen Angelegenheit eine Meinungs-= verſchiedenheit beſtehe. Bacher, den Görß über die Konferenz unterrichtete, ſchilderte die Haltung Öſterreichs ſeiner Regierung mit zwei treffenden Worten: es wolle „Frankreich angenehm handeln, Rußland nicht vor den Kopf ſtoßen (désobliger)“, Öſterreich laſſe die ruſſiſche Note nicht in Vergeſſenheit geraten, wünſche aber auh nicht ſie verhandelt zu ſehen.®) Dabei aber regte ihn ſein gewöhnliches Mißtrauen gegen Öſterreich auf ein Hörenjagen hin an, die Vermutung zu äußern, daß Öſterreich ſelbſt die ruſſiſche Intervention in Petersburg dur<h Stadion angeregt habe; denn es läge ihm daran, daß immer neue Verwi>lungen entſtänden, um die Aufmerkſamkeit von Schwaben abzulenken und dort freie Hand zu behalten.

Sein Argwohn ſtieg noch, als, ehe der badiſche Vorfall beigelegt werden fonnte, Hannover die Räumung ſeines Landes von den Franzoſen forderte und damit einen weiteren Stein des Anſtoßes zwiſchen Frankreich und die Reichsſtände ſchleuderte. Hannover verbreitete gleichzeitig das Gerücht, daß es Rußland gelungen ſei, Öſterreich auf ſeine Seite zu ziehen. Dies, daß Öſterreich ſih feſt verpflichtet habe, wollte Bacher anfangs freilich nicht glauben. Als er jedo< erfuhr, daß Hügel eine längere Beſprehung mit dem ruſſiſchen Reſidenten hatte, und Öſterreich nunmehr ſeine Stimme im Reichstag im Sinne der ungeänderten erſten badiſchen Note vom 13. Juni

9) Bacher an M. d. A. 25. und 26. prairial XII.

?) Bacher an M. d. A. 14. messidor XII.

?) Bacher an M. d. A. 24. messidor, 2. thermidor XII. Vgl. Fournier, Gent u. Cobenzl, 94f.