Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)
baren nicht vor den Reichstag, ſondern vor den Wiener Reichshofrat zu ziehen, um einen wirkſameren Dru> auf die Fürſten ausüben zu können.) Wien und Berlin beſchäftigten offenbar den Reichstag nur. Zur Entſcheidung gelangte in Regensburg allein no< der Streit über das Rhein= ſchiffahrtsoftroi, deſſen Drdnung im Reichsdeputationshauptſchluß vorgezeichnet worden war. Sein finanzieller Ertrag jollte zu einem gewiſſen Teile dem Kurerzkanzler zugute kommen; auf Frankreichs Betreiben wurde er ihm auch zugeſprochen. Am 11. Mai 1805 ratifizierte der Kaiſer die entſprechende Konvention.?) Unterdeſſen ſammelte Bacher unermüdli<h Nachrichten über das ſich zuſammenziehende Kriegsgewölk. Anfang Januar 1805 erhielt er wieder die erſte Kunde von öſterreichiſchen Truppenbewegungen. Er hielt es zwar für nahezu unmöglich, daß Öſterreich nah all ſeinen bisherigen Opfern ernſtlich einen neuen Feldzug gegen Frankreich plane. Aber eine Nachricht in der kaiſerlich geſinnten „Augsburger Poſtzeitung“ vom 29. Januar machte ihn ſtußzig. Nach ihr war das öſterreichiſche Heer auf alle Fälle vorbereitet und die kaiſerlichen Kaſſen in gutem Stande. Kurz vorher hatte Bacher gehört, Öſterreich habe ſeinen Geldvermittlern in Frankfurt und Amſterdam ſeine Zahlungsunfähigkeit mitgeteilt. Er konnte ſih nm<t erklären, woher der Kaiſer mittlerweile Geld für einen Krieg erhalten haben ſollte; die öffentliche Meinung in Deutſchland ſei infolge ſeiner Politik in der Entſchädigungsangelegenheit wider Öſterreich; von ſeinen Geldquellen, den Stiſtern und Klöſtern 1m Reiche, ſei es dur<h die Säkulariſation abgeſchnitten worden. Dennoch ſchienen ihm die Truppenanſammlungen in Ftalien, über die ihm Nachrichten zuſtrömten, ſo umfangreich, daß thm ihre Begründung mit einer Kordonbildung gegen das gelbe Fieber oder auch mit der Deckung einer Reiſe des Kaiſers nach Venedig nur für einen Vorwand galt.) Bald wurden auh aus Rußland Truppenbewegungen gemeldet. Angeblich bedrohten die Ruſſen Preußen. Der Vertreter des beurlaubten Görß, Graf Haßfeld, unterrichtete den Kurerzkanzler jedo<h, daß man in Berlin annehme, die Ruſſen würden dur<h Polen und Ungarn nah Ftalien marſchieren. Bacher glaubte aus allem, was er hörte, ſchließen zu dürfen, daß Öſterreich und Rußland ſpäteſtens für das Frühjahr eine große militäriſche Demonſtration beabſichtigten. +)
Jm Frühjahr wuchs die Spannung dadurch, daß der ſchon auf der Reiſe nach Paris befindliche ruſſiſche Geſandte Nowoſſilßow auf die Nach-
9) Bacher an M. d. A. 13. prairial XIII.
?) Bacher an M. d. A. 30. ventôse X11. Vgl. Eckert, Rheinſchiffahrt im 19. Fahrhundert (1900) 15 fff.; Eckert ſpricht niht von Verhandlungen auf dem Neichstage.
8) Bacher an M. d. A 11. plaviôse XIII,
4) Bacher an M. d. A. 10. ventôse XIII.