Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

richt, daß Napoleon Genua ſeinem Kaiſerreiche einverleibt habe, von ſeiner Regierung zurückgerufen wurde. Bacher argwöhnte auh hinter dieſer Maßregel öſterreichiſchen Einfluß.) Die öſterreichiſche Regierung dagegen ſuchte den Anſchein voller Neutralität noh immer zu wahren. Sie beauftragte thren Geſandten in Paris mit der Erklärung, daß der Umſchwung in der ruſſiſchen Politik keinen Einfluß auf die öſterreichiſche Politik ausübe, und ließ dur<h Hügel auch Bacher von dieſer Erklärung unterrichten. ?) Weiterhin ließ ſie verbreiten, daß ſich Frankreich und Öſterreich in allem verſtändigt hätten. Bacher warnte davor, ſih durch derlei Dinge täuſchen zu laſſen, ſie lägen in der öſterreichiſchen Art. Die friedlichen Verſicherungen ſeien unvereinbar mit den immer umfangreicher werdenden Rüſtungen. Bereits ſei ganz Tirol und Venetien mit Truppen überſhwemmt, immer neue Aushebungen brächten das geſamte öſterreichiſche Heer auf Kriegsſtärke. Zum dritten Male innerhalb weniger Jahre leiſte die Monarchie Übermenſchliches. ®) Sie ſuche auch die ſüddeutſchen Staaten zur Auſſtellung einer Obſervationsarmee am Rhein für den Fall zu bereden, daß die Franzoſen dort Truppen zuſammenzögen, und fände dafür namentli<h in Württemberg Beifall. Bayern müſſe, käme der Plan zur Ausführung, Öſterreich glatt in die Hände fallen. +)

Die Ereigniſſe überſtürzten ſich damals ſchon. Bacher erhielt den Auf= trag, im Namen Napoleons am Reichstage eine Note zu überreichen, in der Auskunft über die öſterreichiſhen Rüſtungen verlangt wurde. Bacher ent= ledigte ſich des Auftrags am 11. September. Hügel händigte ihm darauf eine Anzahl diplomatiſcher Schriftſtücke ein, die zwiſchen den Höfen von Wien, Petersburg und Paris gewechſelt worden waren, und fügte eine Erklärung ſeiner Regierung hinzu. ®) Unterdeſſen rückten die Öſterreicher bereits in Bayern ein und zogen in Eilmärſchen nah Schwaben, um die Verbin=dung mit den dort ſtehenden öſterreichiſchen Truppen herzuſtellen. Bacher erhielt nunmehr den Befehl, am Reichstag eine zweite Note zu überreichen, worin ſih Napoleon als Beſchüßer der in ihrem Beſtande bedrohten füddeutſchen Reichsſtände vorſtellte, den Kaiſer aber der Doppelzüngigkeit und Falſchheit (duplicité et infidélité) bezichtigte. *) Mehr als durch dieſe von Bacher am 30. September überreichte Note bewirkte Napoleon aber dadurch, daß er unmittelbar hinterher ſelber mit ſeinem Heere in Süddeutſchland erſchien.

1) Bacher an M. d. A. 30. messidor XIII.

?) Bacher an M. d. A. 29. thermidor XIII,

?) Bacher an M. d. A. 4. fructidgr XIII.

“) Württembergs Stellungnahme wird von Bitterauf, Geſchichte des Rheinbundes 1, 165 fff. wohl mit Grund ganz entgegengeſeßt <arakterifiert.

5) Bacher an M. d. A. 24. fructidor XII nebſt Anlagen.

s) M. d. A. an Bacher 2. vendémiaire XIV.