Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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die Auſſtellung des thüringiſchen Kontingents zu beſchleunigen, aber auh, weil der Thronfolger Ferdinand troß des kaiſerlichen Verbots an alle Rheinbundfürſten, in irgend einem dienſtlichen Verhältnis zu Öſterreich zu . verbleiben, unter den Fahnen Öſterreichs geblieben war und ſogar den neuen “Krieg gegen Frankreich mitmachen wollte. Bacher ſollte verlangen, daß der Herzog ſeinen ungehorſamen Sohn zurü>rief und, falls er niht käme, ihn von der Erbfolge aus\chließe. !)

Auf dieſer Reiſe erkrankte Bacher nicht ungefährlich und mußte ſich nach ſeiner Rückkehr einige Zeit in Frankfurt ruhig halten. Jm Mai aber reiſte er der großen Armee nach Öſterreich nah und diesmal erhielt er in Wien den Auſtrag, als Directeur générale de la Police zu wirfen. Von dieſem zweiten Aufenthalt in Wien wiſſen wir noch weniger wie vom erſten; über den erſten ſind wir dur den oben herangezogenen Brief vom 3. April 1809, den er vor der zweiten Abreiſe nah Wien an Talleyrand richtete, wenigſtens dürftig unterrichtet. 2)

Erſt -gegen Ende des Jahres 1809 kehrte Bacher nach Frankfurt zurück. Auf ſeine Vitte hin, ihn ihm Rang ſeinen Kollegen gleichzuſtellen, wurde er am 29. Dezember 1809 vom Kaiſer in Anbetracht ſeiner hohen Verdienſte zum Baron d’Empire ernannt, während er bisher als Reſident den Titel „Excellence“ führte.

Bachers lebte größere Betätigung im politiſchen Dienſte war eine Sendung nah Oldenburg als „commissaire pour prendre possession des Principautés de Salm et des territoires ayant appartenus au Duc d’Aremberg. Durch Senatsbeſchluß vom 13. Dezember 1810 wurden dieſe Länder mit dem Kaiſerreich vereinigt, danah am 12. Dezember Bacher beauſtragt, ſofort nah Oldenburg zu reiſen. Er folle zuerſt dem dortigen Herzog mitteilen, daß ſein Gebiet nunmehr ganz von franzöſiſchem Gebiel umgeben ſei, und ſeine Exiſtenz von ſeiner politiſchen Haltung abhänge. Dann ſollte er dem Herzog nahe legen, ob ex es unter den obwaltenden Umſtänden nicht vorzöge, auf ſeine Souveränität zu verzichten. Der Herzog aber weigerte ſih, und nun wurde auh Oldenburg dem Weltreich Napoleons gewaltſam einverleibt. Bacher weilte in Oldenburg in den Tagen vom 18.—26. Dezember 1810.2) Danach bewirkte er die Übernahme der ſämtlichen neuen Gebiete, für die er beauftragt war, in die franzöſiſche Verwaltung in der Zeit vom 20. Februar bis zum 18. Mai 1811. Hauptſächlich hatte er Vereinbarungen mit den bisherigen Landesfürſten zu treffen, die neue Reichsgrenze gegen den Rheinbund feſtzulegen und den neuen Zu-

!) Bericht über die Koburger Reiſe an M. d. A. 21. 111. 1809. ?) Vgl. Kap. V 3, S. 97 Anm. 2. ?) Bericht Bachers aus Frankfurt vom 31. X11. 1810.