Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

mit den Kantonen zu dienen.!) Während der ganzen Regierungszeit Ludwigs XV. hatten ſih die franzöſiſchen Beziehungen zur Eidgenoſſenſchaft auf ein bloßes Sonderbündnis mit den katholiſchen Kantonen beſchränkt. Jetzt, 1777, wurde die Allianz von der geſamten Eidgenoſſenſchaft auf 50 Jahre erneuert. Jn der Hauptſache handelte es ſih bei ihr ‘um die Erlaubnis für Frankreich, für die vom franzöſiſchen Staate als aus-= ſchließlich ſchweizeriſ<h anerkannten Schweizer-Regimenter Freiwillige werben und im Kriegsfalle eine außerordentliche Werbung bis zu 6000 Mann vornehmen zu dürfen. Die Schweiz ſollte dafür von Frankreich außer den üblichen Jahrgeldern die weitgehendſten Handels- und Niederlaſſungsrechte erhalten. ?) : '

Nach dem Abſchluß der Bundesverträge wurde Bacher als ſtändiges Mitglied bei der franzöſiſchen Geſandtſchaft in Solothurn belaſſen — es war bei dieſer Gelegenheit, daß er aus dem aftiven Heeresdienſt ausſchied. Seiner Stellung nah war er jeßt erſter Geſandtſchafts-Sekretär und zugleich Dolmetſcher.®) Regelmäßig vertrat er Frankreich bis 1791 auf dem Schweizeriſchen Landtage zu Frauenfeld. War der Geſandte abweſend, ſo wurde regelmäßig Bacher mit der Wahrnehmung der Geſchäfte beauftragt. So führte er ſie an Stelle Polignacs, feines erſten Chefs, vom Februar bis September 1779, vom Auguſt bis November 1781, ferner vom Juni bis _ November 1782 und vom Mai bis November 1783. Als Polignac im Juli 1784 aus dem Amte ſchied, blieb Bacher faſt zwei Fahre allein, da der neue Geſandte, der Comte de Vergennes, erſt im Mai 1786 ſein Amt antrat. *) Das Verhältnis Bachers zu Polignac und Vergennes dürfte gut und angenehm geweſen ſein. Sie lobten ſeinen Dienſteifer und überließen ihm gern ihre Vertretung; auch er klagte nie.

Der Solothurner Poſten war für Frankreich keineswegs von geringer Bedeutung. Meiſt ſchickte es einen ſeiner gewiegteſten Diplomaten dorthin. Erſchwerend wirkte die Eigenart, mit der der franzöſiſche Einfluß in der Schweiz wahrgenommen werden mußte. Während beide Staatsweſen amtlich nur durch ein Bündnis verbunden waren, wachte Frankreich darüber, daß der größte Teil der Schweiz tatſächlich in ſeine Einflußſphäre fiel und ihm völlig zu Dienſten ſtand. „Der franzöſiſche Botſchafter hielt ein ganzes Neb von geheimen Verbindungen in der Hand; aller Orten hatte er ſeine bezahlten und unbezahlten Korreſpondenten, die ihm über alles, was vorging, Bericht erſtatteten.) Wer die ſpätere Tätigkeit Bachers überblickt, in der er

1) A, S5. 394, 395, Die Stücke ſammen von Bachers Hand.

) Vgl. Dechsli, Geſchichte der Schweiz im 19. Fahrh. 1, 84. ) Sein Titel war: Premier sécretaire interprète de l’ambassade. -

we

3 4

5

S. 410, 412, 415, 416, 417 und 418. e<sLi I, 85.