Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

ob es ſih niht um eine Art Kriegsliſt handelte, deren Abſicht es war, die ſiegreich vordringenden Waffen des Feindes, die man nicht mehr mit Heeresfraft aufzuhalten ſih getraute, dur< friedliche Angebote bis zum Herbſt hinzuhalten. Dieſer Fall iſ deshalb in Erwägung zu ziehen, weil die Angebote nicht nur ein erſtes Mal Ende Juli und Anfang Auguſt, ſondern noh ein zweites und drittes Mal Anfang September und im Oktober, regelmäßig unter dem Eindru neuer ſchwerer und - ſelbſt eine Kataſtrophe heraufbeſhwörender Bedrohung durch die Franzoſen gemacht wurden. Es hätte ſich dann alſo auf preußiſcher Seite weſentlih darum gehandelt, fich durch die Verhandlungen vor dem Schickſal eines offenen Rückzugs vor dem Feinde zu bewahren. Geſeßt dem wäre ſo geweſen, ſo könnte das Urteil Sybels trozdem daneben beſtehen, das er anläßlich der ruhmloſen Kämpfe Möllendorffs im Juli fällt: „Dieſe Schlappe rief bei Möllendorff nicht den Trieb zum Ausweten hervor, ſondern vollendete ſeinen Überdruß an dem franzöſiſchen Kriege und der öſterreichiſchen Genoſſenſchaft. “ ")

Vom 2. bis 13. Juli machten die Preußen ſchwere Tage im Hardt= gebirge durch ; ſie gingen ſchließlich auf Mainz zurü>; die Öſterreicher unter Herzog Albrecht traten bei Mannheim ſogar auf das rehte Rheinufer über. Auf Veranlaſſung des Generals Hiller beſprach ſich der General Kalcéreuth — es läßt ſih nicht feſtſtellen, ob mit Möllendorffs Zuſtimmung — noh während der Kampſtage, am 11. Juli, mit einem „wohlhabenden Rentner aus Kreuznach, Namens Schmerz, einem einſichtigen, vielfah in der Welt herumgekommenen Mann“; Schmerz {lug vor, daß er Bacher in Baſel anſprechen wolle, ob man zu einer Verhandlung über Gefangenenaustauſch bereit ſei, er werde dann einen Waffenſtillſtand anregen. Man ging darauf ein. Schmerz ſollte — ſo behauptet er ſelbſt?) — „nach erhaltener Hoffnung“ einer Unterhandlung über die Gefangenen „auf einen Waffenſtillſtand antragen, welcher beim Schluß des Jahres, wo die engliſchen Subſidien aufhörten, ſtatthaben ſollte, zugleih könnte ih mitunter von Frieden zwiſchen den Franken, Preußen und dem Reich ſprechen, nicht minder die Geſinnungen ausforſchen, was man mit Holland zu tun gedächte“. Es wird ſich ergeben, daß hierbei ein weiterer Auſtrag des Unterhändlers von ihm wahrſcheinli<h mit abſichtlichem Stillſchweigen übergangen iſt, wonach er preußiſcherſeits ſofortige Waffenruhe bis zum Dezember in Ausficht ſtellen ſollte, in Erwartung, daß die Franzoſen ihrerſeits die preußiſchen Gebiete

Ranke, Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürſten von Hardenberg 1. 258. Vgl. Häußer, Deutſche Geſch. 1. Bd. Il. 7; ferner Sorel, R. H. V, 280 und Bailleu, H. Z. 75 Abſchnitt 11 Kriſis u. 111. Entſchluß.

1) Sybel, Geſchichte der Revolutionszeit 1789—1795. 111, 222 u. Sorel, R. UH. VŸ 280. (La paix de Bâle.)

ROE 21 (ff: fla. S).