Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

Da widerrief. Eine genauere Nachprüfung der Lesarten Bachers und derjenigen von Schmerz zeigt, daß Bacher durchweg das mangelhafte Franzöſiſch des Adjutanten friſiert hat. Jn den vollſtändig nach Paris mitgeteilten Brief hat er zudem an zwei oder drei Stellen kleine Säße eingeſhmuggelt, offenbar um ſeine Regierung noh eindringlicher zugunſten eines Entgegenkommens zu beeinfluſſen. Inhaltlich iſ die Wiedergabe ſonſt genau. Auffällig iſt, daß bei Schmerz die erſten Brieſe des Adjutanten in franzöſiſcher Sprache geſchrieben erſcheinen, die letzten in deutſcher und daß zwiſchen dem Text des bedeutſamſten unter dieſen im Tagebuch und der Wiedergabe dur<h Bacher verdächtige Abweichungen beſtehen. Die einzelnen Punkte des Brieſinhalts erſcheinen bei Bacher niht nur in anderer Reihenfolge, niht nur iſt der aufgeregte Ton der deutſchen Faſſung beſeitigt, ſondern Bachers Faſſung enthält auch weſentliche Angaben, die bei Schmerz fehlen; während z. B. bei Schmerz vom Könige gar nicht geredet wird, heißt es bei Bacher: „Je dois vous observer que le roi de Pruse a abandonné complètement le Stathouder à son sort et qu’il s'engage à ne faire aucune démarche en faveur des Hollandois.“ Es handelte fich bei der holländiſchen Angelegenheit um eine der ſchwierigſten Streitfragen zwiſchen Preußen und Frankreich! Aus Beobachtungen ſolcher Art wird man ſchließen dürfen, daß ſein Bericht an den Miniſter beſonders in einer Hinſicht unvollſtändig oder auch, wo einfache Auslaſſungen Schmerz nicht möglich ſchienen, geradezu der Wahrheit entgegen iſ. Er ſucht den Anſchein zu erwe>en, als wenn er niemals im Verlauf der Unterhandlung eine maßgebende preußiſche Perſönlichkeit bloßgeſtellt, geſchweige denn ſih auf den König ſelbſt als Beteiligten berufen habe, jo wie er es gleich zu Beginn der Verhandlungen im Tagebuch ſagt: „ohne jedoch diejenigen zu nennen, die mir den Auſtrag gegeben hatten. **) Eben hierin weichen nun Bachers Berichte an ſeinen Miniſter in Paris?) vollſtändig von dem Tagebuch ab. Nach ihnen hat ſich Schmerz ſofort als „envoyageur du feld-marèchal Möllendorff “ eingeführt und Vacher ſtets den Eindru> gemacht, daß er in deſſen Namen und mit des Königs Zuſtimmung Vorſchläge bringe und entgegennehme. Nun ſind freilich auch die Briefe Bachers ihrerſeits nicht ohne weiteres zur Berichtigung des Berichtes, den Schmerz uns hinterließ, geeignet. Bacher ſchrieb ſie zwar regelmäßig ſofort nah den Ünterredungen, zuerſt am 6. und 8. Auguſt, aber er ſuchte durch ſie die Behörde nicht nur zu unterrichten, ſondern auch zu überreden. Das Erſcheinen des Unterhändlers hatte ihn ſcheinbar enthuſiasmiert. Sein Ehrgeiz ſagte ihm, daß er ſih hier vielleicht das Verdienſt einer welt=

1) Kohl 24. 2) Kaulek 1V, 230 ff.