Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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Auftrags auch ſchlauen Mann hinzuſtellen. Zunächſt zeigt ein Vergleich der nah Berlin geſchiten Abſchrift mit der zu Kreuznach im Beſitze der Familie des Schmerz verbliebenen Niederſchrift, daß Schmerz noh gewiſſermaßen bis zum lezten Augenbli> einzelne Ausdrüce gemildert oder ausgelaſſen hat, wo der Wortlaut dem Miniſter peinlich ſein konnte. Die Änderungen dieſer Art ſind nicht unintereſſant — auch für Bachers Charakteriſtik —, die Wahrheit entſtellen ſie niht weſentlich. Bedenklicher ſind andere Anſtände, die ſich aus dem Vergleich der Angaben des Tagebuchs mit Briefen ergeben, die Schmerz während der Verhandlungen an Dhs ſchrieb. Dhs hat die Briefe Bacher übermittelt und Bacher hat ſie nah Paris geſchi>t. 1) Jn einem Brief vom 15. Auguſt behauptet Schmerz, Möllendorff geſprochen und von ihm einen Auftrag bekommen zu haben; das Tagebuch dagegen bemerkt ausdrütlich, daß er bei der betreffenden Gelegenheit nur mit dem Adjutanten des Feldmarſchalls ſprach. *) Jn einem anderen Brieſe vom 25. Auguſt verſichert er, Möllendorff einen Brief des Ochs übergeben zu haben. Nach dem Tage- | buche iſ er mit Möllendorff aber erſt am 7. September — vielleicht überhaupt, jedenfalls ſeit dem 28. Juli zum erſtenmal — perſönlich zuſammengetroffen: ®) „derſelbe ſprah mit mir, jedo< nur von gleichgültigen Dingen, dahingegen drang der H. Major (Möllendorffs Adjutant iſt gemeint) deſto ſtärker auf meine Abreiſe nah Baſel.“ Wie aber reimt ſih mit dieſer Angabe wieder, daß Schmerz an eben dieſem 7. September an Dhs ſchreibt : „Les réflexions politiques ont été bien acceuillies par le feld-maréschal. Tâchez de partir, me dit-il, et attendez à Bâle ce qui doit y arriver .…. Je lui ai promis de partir au premier avis“? Aber noh weitere Widerſprüche laſſen ſih Schmerz nachweiſen. ©) Jn ſeinem Tagebuch beteuert er, daß er die Briefe, die Möllendorſſs Adjutant im September und Oktober an ihn nah Baſel richtete, Bacher und Dchs nicht gezeigt habe, weil er ſih ſonſt deren Spott ausgeſezt hätte. *) Nun finden ſich aber drei der Briefe, durch Bacher mitgeteilt, — im ganzen verzeichnet das Tagebuch nur fünf — in den Pariſer Aften wieder, ®) der wichtigſte ganz, die beiden anderen, kaum minder wichtigen in ausführlichen Auszügen. Über den vierten hat Schmerz ſofort an Bacher geſchrieben. Daß der fünfte von Bacher nicht erwähnt wird, mag ſeinen guten Grund darin haben, daß er in Baſel mit einem der anderen gleichzeitig eintraf, der ſeinen Fnhalt

9) Kaulek IV, 249, 285 und 287f.

2) Kohl 27 f.

2) Kohl 32, dazu 22.

4) Man vgl. auch ſeine Berichte über Kalckreuths Geſpräche mit ihm: Kohl 28, zunächſt mit Kaulek IV, 249 und damit wieder Kohl 31.

5) Kohl 34.

s) Kaulek 340f. 354ff., 366f., 371.