Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)
O
fommen. Hierbei tritt nun in Schmerz Tagebuch unter den Perſönlichkeiten zweiter und dritter Stellung zum erſten Male ein Mann hervor, der ſich für den Fortſchritt der Verhandlungen bald ebenſo wichtig machen jollte wie Schmerz: Möllendorffs Adjutant Major v. Meyerin>. Er erſcheint jeit Schmerz’ Rüctkehr als ein Haupttreiber zum Frieden, ſtrebte bald auch ſelbſt danach, nah Baſel geſchi>t zu werden, und hat ſpäterhin in der Tat eine Rolle zu ſpielen gewußt.
Am 26. Auguſt beſtimmte dieſer Meyerin> Schmerz zu einer zweiten Reiſe nah Baſel. Schmerz ſollte die Franzoſen davon benachrichtigen, daß die Öſterreicher die Wiedereroberung von Trier betrieben und die Preußen verpflichtet wären, ſie zu unterſtützen ; „vorrücken müßten ſie, aber attaquieren wollten ſie niht“. Man wollte ihnen deshalb dur<h Schmerz mitteilen laſſen, über welche Orte die Preußen nicht hinausgehen würden, und ſie hinwiederum bitten, ihre Vorpoſten an die Saar zurüczunehmen. Schmerz hatte den Eindru>, daß Möllendorff hinter ſeinem Adjutanten ſtand und dieſen ſogar mitſchi>en würde, um die Austauſchverhandlungen zu führen ; der Feldmarſchall äußerte ſich jedoch auh diesmal nicht.) Jufolgedeſſen zögerte Schmerz mit der Abreiſe. Plötzlich aber trat er ſie am 12. September mit äußerſter Eile an, „weil von der Schnelligkeit meiner Reiſe das Leben von Tauſenden abhing“.?) Warum dem ſo war, ſagt er im Tagebuch nit; vielmehr beharrt er dort dabei, daß es ſich um die Demonſtration auf Trier gehandelt hätte. Ju einen Briefe an Dhs aber, den Bacher erwähnt, ®) verrät er, daß der wahre Anlaß ein anderer war. Während nämlich die Verbündeten noh untätig ſtill lagen, hatten ſih die Franzoſen unerwartet bei Kaiſerslautern gegen die preußiſchen Linien in Bewegung geſeßt. Jhr Vormarſch hatte das preußiſche Hauptquartier in die lebhafteſte Unruhe verſet. Schmerz ſollte nunmehr verſuchen, den franzöſiſchen Vormarſch noch zum Stillſtand zu bringen. Dürfte es ein Zufall ſein, daß Schmerz dieſen Sachverhalt in ſeinem Tagebuch verſchweigt ? Wenn nicht, ſo gewinnt damit zugleih Bachers frühere Angabe an Glaubwürdigkeit, daß Schmerz auch ſhon im Auguſt eine Waffenruhe vor Eintritt des förmlichen Waffenſtillſtands angeregt hatte. Am 15. September traf Schmerz wieder in Baſel ein — Meyerin> war daheim geblieben. Er fand die Lage völlig verändert. Bacher, dem er ſchon am 25. Auguſt ſeine Rückkehr angekündigt hatte, ſchien alle Hoffnung auf ein Entgegenkommen von Paris aus aufgegeben zu haben, da er dauernd ohne Nachricht blieb und die Armee den Vormarſch wider die preußiſchen Stellungen ſoeben wieder aufgenommen hatte. Es war ſogar bedenklich für ihn, ohne Weiſung ſich in weitere Beſprechungen einzulaſſen. Die
1) Kohl 32.
2) Kohl 383.
3) Kaulek IV, 294.