Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

Republik hatte es ſih zur Regel gemacht, als erſte Forderung der Freundſchaft mit einem Staate die Ausweiſung der Emigranten zu verlangen. Bacher wünſchte, daß dieſer Grundſaß auch als Bedingung für den Reichsfrieden geſtellt werde, und zwar ſollte der Reichstag bereits vorher die Ausweiſung beſchließen; die Emigranten mochten in Polen und Rußland angeſiedelt werden.!) Zugleich bemühte er ſich in den ſüddeutſchen Staaten unmittelbar oder durch ſeine Regierung um ihre Vertreibung, wobei ſich die Schwaben entgegenkommend zeigten, da die Emigranten, nirgends gern geſehene Gäſte, am Bodenſee zur Landplage geworden waren. Auf Bachers Betreiben ſette die franzöſiſche Regierung bei den ſhwäbiſchen Reichsſtänden die Aufhebung eines Emigrantenhoſpizes in Biberach durch, das den Emigranten und ihren Emiſſären als Mittelpunkt ihrer geheimen Zuſammenfünfte und Umtriebe diente.?) Ähnliches erreichte Bacher ſelbſt vom Rat der Reichsſtadt Regensburg und in anderen Städten. ?) Eng it Verbindung mit den Emigranten ſtanden die engliſchen Sendlinge, die in Deutſchland für die Koalition agitierten und von Deutſchland aus dur<h die Schweiz nah dem Junern Frankreichs einzudringen ſuchten, um das Volk aufzuwiegeln. Wenn Bacher auh nicht gegen ſie ſo vorgehen konnte, wie gegen die Emigranten, ſo hat er durch ſeine Berichte der franzöſiſchen Regierung doh manchen Wink über ihre Abſichten und die Art und Weiſe ihrer Betätigung gegeben. Sie waren wohl ſeine erbittertſten Feinde in dieſer Zeit. Denn ſie wußten, wie ſehr er ihnen auf dèr Spur war. Als der zweite Koalitionsfrieg immer näher rüte, geſellten ſih zu ihnen noh die ruſſiſchen und öſterreichiſchen Agenten der Kriegspartei, überſchwemmten ganz Schwaben und ſuchten mit Hilfe der ſchweizer Emigranten dies Land zum Auſſtand gegen die Republik zu verleiten. Nicht zum geringſten ihrem Treiben hatte Bacher es zu verdanken, daß ſeines Bleibens auf die Dauer in Regensburg nicht war.

Der Propaganda der Emigranten gegenüber hatte es in Süddeutſchland auh an einer Propaganda der Jakobiner nie gefehlt. Sie war eine Zeitlang von der Regierung ſelb gefördert worden. Jett hielt ſih ihr die Republik amtlich fern und wünſchte ſie niht einmal mehr, weil ihr die Gewinnung der Regierungen dringlicher ſchien, als die des Volkes. Dennoch fehlte es nicht an franzöfiſhen Agenten und Revolutionären, die ſich mit der Verbreitung der Revolutionsidee beſchäftigten, ja es gab Fakobinerklubs, und man ſagte, daß namentli<h Stri> van Linſchoten, der bataviſche Geſandte in Stuttgart, ihnen nicht fern ſtünde. ©) Auch Bacher mochte dieſe

1) Bacher an Talleyrand 7. ventôse VI. Strbg. Kop. 1, 86. 2) Ebenda. î

3) Bulletin von Regensburg 15. prairial VI. Strbg. Kop. I, 244. 4) Bacher an Talleyrand, 20. ventôse VI. Strbg. Kop. 1, 123.