Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

V iertes Kapitel.

Von Bachers Vertreibung aus Regensburg bis zu ſeiner Rückkehr dorthin.

Sein Aufenthalt in Hanau und Frankfurt a. M. 17991801.

Ende Dezember 1798 verbanden \ſih Rußland und England zum Kriege gegen die Republik. Ein guter Stern leuchtete ihrem Unternehmen: Die engliſche Flotte hatte im Herbſt über die franzöſiſche den glänzenden Sieg bei Abukir erfochten. Die Ruſſen ſeßten ſich alsbald in Bewegung, um mit den öſterreichiſchen Truppen zuſammenzuwirken. Bachers Berichte über die Kriegsrüſtungen in allen Gauen des Kaiſerſtaates, über das Anrücken der ruſſiſchen Armee folgten ſich jet in fieberhafter Eile. Zu Regensburg und Raſtatt trat völlige politiſhe Windſtille ein. Die meiſten deutſchen Staaten zeigten ſih, ſehr im Widerſpruch zu ihrer Annäherung an die Republik, ohne Zögern bereit, ihre Kontingente zur Reichsarmee zu ſtellen und verſtärkten auch ihre Landestruppen. Unter den geiſtlichen Fürſten begann ſelbſt Mainz zu rüſten, obſchon es ſih auf dem Kongreß und auf dem Reichstage ſo unabhängig gehalten hatte, daß Öſterreich niht auf Mainz zählen zu dürfen glaubte. !) Alles ſchien plöglih gegen Frankreich zu Felde zu ziehen.

Der eifrige Vertreter der Republik beim Reichstage ward ſorgenerfüllt. Sein Blick ſuchte bis über die Reichsgrenze hinaus na<h Punkten, wo die Stellung ſeiner Landsleute gefährdet ſein mochte. Die Öſterreicher hatten ſich von der Ariſtokratie Graubündens in dieſes Alpenland rufen laſſen. Beim Reichstage glaubten einzelne, ?) zumal da Frankreich keinen Einſpruch erhob, daß durch den Einmarſch nur eine Beſtimmung des Friedens von Campoformio ausgeführt werde. Bacher erſah indeſſen aus der Korreſpondenz Staaders, daß der Kaiſerliche General, ſobald der Krieg ausbrach, unge=" hindert weiter in die Schweiz vorgehen zu können hoffte, weil die Schweizer die Rheinlinie nicht verteidigen würden. Der einſtige Geſchäftsträger bei

9) Bacher an Talleyrand 24. therm. VII. Strbg. Kop. 1, 661. Mr ë Ï T6: brummt VIE „ 1, 446.