Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

blieb in Hanau über zwei Jahre bis zum Oktober 1800; in dieſem Monat erloſch fein Auftrag als Kommiſſar für den Gefangenenaustauſch.

Den Umſtänden entſprechend erneuerte ſih Bachers Nachrichtenverkehr nur mühſam wieder. Auf der Reiſe nah Frankfurt und in den erſten Monaten dana<h mußte er ſih darauf beſchränken, vor allem Nachrichten über die militäriſchen Vorgänge in der Nähe beim Rückzuge der Franzoſen weiter zu geben. Jn Süddeutſchland, mit dem regſten Eifer in den geiſtlichen Staaten, wurden im Frühjahr Volksaushebungen veranſtaltet. Albini machte z. B. mit ſeinen Bauern die ganze Maingegend unſicher. Wäre man einheitli<h dabei verfahren und hätte man die Milizen gründlich organiſiert, ſo hätten ſie den zum Rückzug genötigten Franzoſen ſchwere Verluſte beibringen können, wie die Speſſartbauern ſie einige Jahre früher dem General Jourdan wirklih zugefügt hatten. Bacher berichtete mit gewohntem Eifer darüber, dann, als die Öſterreicher nachrüctten, über deren Truppenbewegungen und ihren Kriegsplan. Er leiſtete dem General Maſſena durch jeine fortgeſezten Meldungen gute Dienſte. !)) Bis zu welchem Grade ſie nußbringend waren, läßt ſih freilih ohne fachmänniſche Unterſuchung nicht feſtſtellen. Das Eingreifen der ruſſiſchen Korps machte die Lage für die Franzoſen vollends bedenklih. General Jourdan war ſchon über den Rhein zurückgegangen, die öſterreichiſchen Reiter ſtreiſten das ganze rechte Rheinufer entlang bis über den Main hinaus. Schon am 9. April 1799 ſchrieb Bacher, es wäre zu wünſchen, daß zahlreiche Verſtärkungen an den Rhein gezogen würden, um an der Donau die Offenſive ergreifen zu können. Karl ſtrenge alles an, um in die Schweiz vorzuſtoßen, und man glaube, daß die italieniſh-franzöſiſche Armee in ihrem gegenwärtigen Beſtande nicht ſtark genug ſei, den Stoß auszuhalten.?) Statt deſſen räumten die Franzoſen ganz Schwaben und felbſt einen Teil der Schweiz und Jtaliens. Bacher begann an Frankreichs Ruhm zu verzweifeln. Eine einzige ſiegreiche Schlacht auf ſchweizeriſchem Boden ſchien den Öſterreichern die Departements im Dſten der Republik öffnen zu müſſen, die Vauban bei der Ausführung ſeines großen Verteidigungswerkes, auf die Neutralität der Schweiz zählend, ohne Feſtungsſhuz gelaſſen hätte. *?) Voller Angſt redete Bacher am 9. Juni 1799 auf das Direktorium ein: er wiſſe zwar nicht, welche Kräfte Maſſena zur Verfügung ſtänden, wolle aber bemerken, daß, wenn die Öſterreicher den St. Gotthard und Wallis erobert hätten, alle Verbindungen Maſſenas mit Ftalien abgeſchnitten wären. Moreau ſei zu ſchwach, um ſich in Piemont zu halten, und würde zuſehen müſſen, wie die Öſterreicher gegen die Rhone vorgingen. Von dort ſei es ihnen ein leichtes, ins Jnnere

1) Strbg. Kop. 1 590 ff. ?) Bacher an Talleyrand 21 germinal VII. Strbg. Kop. I S. 585. *) Bacher an Talleyrand 10 prairial VII. Strbg. Kop. [ S. 590.