Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

— 68 —

Frankreichs einzudringen, keinerlei Feſtungsanlagen leiſteten ihnen dort ſonderlichen Widerſtand. !) Je mehr Truppennachſchübe bei den Öſterreichern erfolgten, je unerhörter die Anſtrengungen waren, die der Kaiſerſtaat machte, deſto erregter drängte Bacher, daß auh Frankreich alles aufbieten jolle, und er ließ fich in ſeiner Sorge und Ungeduld ſelbſt zu Vorwürfen hinreißen. „La lenteur avec laquelle les armées françoises reçoivent des secours et la position beaucoup trop étendue des troupes remplissent d’étonnement et de lindolence les étrangers vraiment attachés à la gloire des armes de la République française.“ ?)

Politiſche Nachrichten aus dem Reiche vermochte Bacher in dieſer Zeit niht zu geben. Jn Regensburg hatte er über Geld zur Genüge verfügt, um ſich überall ſolche zu verſchaffen, jeht brauchte die Republik ihr Geld für den Krieg, nicht einmal die Gehälter konnten ausbezahlt werden. So finden wir in allen Briefen Bachers Klagen über ſeinen Geldmangel. Seit dem Beginn der Feindſeligkeiten, ſo ſchreibt er am 4. Auguſt 1799,®) habe er kein Geld bekommen, und ſeit ſehs Monaten habe man ihm keine Amts= und Reiſekoſten mehr erſet. Er klagte, daß er im Unterſchied von ſeiner früheren Tätigkeit als Austauſchskommiſſar keine Schreibhilfe einſtellen könnte, und daß er mit ſeinem Sekretär Schwebel, der, ebenfalls Elſäſſer, ſchon ſeit Baſel in ſeinen Dienſten ſtand, die rieſige Arbeit allein bewältigen müßte. *)

Dennoch brachte der Aufenthalt in Frankfurt und Hanau Bacher doch auch politiſche Vorteile. Er kam in Verkehr niht nur mit den Vertretern der rheiniſchen Höfe, ſondern mit mehreren der Fürſten ſelbſt, die zum Teil niht perſönlih an dem Kriege teilnahmen. Beſonders ſtark wurde er von dem Landgrafen von Heſſen-Darmſtadt ausgezeichnet, als deſſen Gaſt er in Hanau lebte. Ebenjſogut ſtand er mit dem heſſen-kaſſeler Hofe und mit den naſſauiſchen Höfen. Auch mit der Stadt Franffurt kam er in Beziehung, da er mit ihr manche Verhandlungen über Geldanleihen der Republik zu führen hatte.

Dieſe neuen Beziehungen wurden für ihn fruchtbar, als mit dem Herbſt 1799 die Wendung zugunſten Frankreichs im Kriege eintrat. Man hörte bereits längere Zeit von Zwiſtigkeiten unter den Koalierten. Dann kamen die Siege Maſſenas. Der Gegenſaß zwiſchen Öſterreichern und Ruſſen wurde dadur< verſchärft, die Gefahr für Frankreich abgewendet. „Les fautes de tous les genres que la Coalition a faites depuis deux

1) Bacher an Talleyrand 16 prairial VIL. Strbg. Kop. 1. S. 600.

2?) Bacher an Chérin, Generalſtabschef der Donau-Armee. 16 prairial YI. Strbg. Kop. 1, 602. Observation.

3) Bacher an Bernadotte, Krieg8miniſter, 17 thermidor VIT. Strbg. Kop. I, 654.

©) Das ſehen wir auh an den Strbg. Kopien, die in dieſer Zeit ſehr unvorteilhaft von den übrigen abſtehen. Strbg. Kop. 1, 684.