Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

Bis zum Ausbruch des zweiten Koalitionskrieges.

Die außerordentliche Reichsdeputation zur Erledigung der Entſchädigungsfrage trat in Regensburg am 23. Auguſt 1802 zu ihrer erſten Sißung zuſammen. Die franzöſiſche Regierung entſandte zu ihr einen eigenen Vertreter, den citoyen Laforeſt. Jnfolgedeſſen hören wir von Bacher, außer der gelegentlichen Verzeichnung der Abſtimmungsergebniſſe der einzelnen Beratungsabſchnitte, wenig mehr über den weiteren Verlauf der Angelegenheit, bis Laforeſts Sendung beendet war. Aus Wien erhielt Bacher ſhon Anfang September einen Auszug der Jnſtruktion der kaiſerlichen Bevollmächtigten bei der Deputation. !) Er richtete ſeine volle Aufmerkſamkeit wieder auf die Vorgänge im Reich und in Öſterreich.

Schon machten ſich die erſten Anzeichen einer Wiedererneuerung der Feindſeligkeiten zwiſchen England und Frankreich bemerkbar. Bacher hatte es ſich zur Pflicht gemacht, den engliſchen Handel in Deutſchland zu beobachten. Er beſchrieb genau, unter Berufung auf die Leipziger Meßberichte, wie die Engländer große Niederlagen in allen wichtigeren deutſchen Handelspläßen angelegt hätten und die Warenpreiſe der kontinentalen Ge\chäftsleute um 10/0 unterböten. Er behauptete den Beſtand einer Geſell= ſchaft in England, die ſih den Ruin des kontinentalen Handels zur beſonderen Aufgabe gemacht hätte, dabei vorzüglich den Kredit der franzöſiſchen Firmen zu untergraben verſuche und in ihren Anſtrengungen von der engliſchen Regierung unterſtüzt werde. ?) Er ſprach dafür, daß ſih alle kontinentalen Staaten gegen den Wettbewerb Englands zuſammenſchließen jollten. Später iſt er, im Anſchluß an die auf dasſelbe Ziel losſteuernde Napoleoniſche Wirtſchaftspolitik, oft und eingehend auf dieſe Forderung zurückgekommen.

Der Ausbruch der Feindſeligkeiten zwiſchen England und Frankreich erfolgte am 22. Mai 1803. Er mußte im Reich unmittelbar auf die Stellung Hannovers zurüctwirken. Die Hannoveraner ließen in Regensburg (ihr dortiger Geſandter Ompteda war geſtorben und noh nicht erſegt) durch einen Geſandtſchaftsſefkretär dur<h ein „ſliegendes Blatt“ unter den Mitgliedern des Reichstags verbreiten, daß ihre Rüſtungen nur Vorſichtsmaßregeln gegen die franzöſiſchen Truppenanſammlungen am Rhein bedeuteten; ſie würden neutral bleiben. Der Sekretär überbrachte das Blatt mit dem Erſuchen um Weitergabe nah Paris auh Bacher, der ihn indeſſen ebenſo abweiſend behandelte wie im Jahre zuvor in der Hildesheimer An-

1) Bacher an M. d. A. 25. fructidor X. 2?) Bacher an M. d. A. 5. und 25. nivôse XI.