Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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der Ausübung ihres Stimmrechts Behinderten an. Wie Göerß, den ſeine Regierung mittlerweile nah Regensburg hatte zurüctkehren laſſen, Bacher vorerſt vertraulich mitteilte, erging ein königlih preußiſhes Schreiben zur Mitteilung an den Reichstag unter dem 21. Auguſt mit der Forderung, daß vor allem die neuen Stimmen einzuführen, alle Bewerbungen aber um die Verleihung des Stimmrechts erſt in einer ſpäteren Sizung vorzunehmen ſeien.!) Auf dem Reichstage äußerte ſich dur<h den Wechſel der Machtverhältniſſe und den Zudrang der neuen Stimmen no< einmal ein ſo reges Leben und folcher Eifer, daß es Verwunderung erregte. Am 23. November berichtete Bacher, daß die meiſten Voten ſchon abgegeben ſeien und \ih für Öſterreichs Meinung nur 6 davon, unter ihnen der Erzkanzler, aus\prächen; Öſterreich werde, wie es das häufiger tue, um der Blamage des Überſtimmtwerdens zu entgehen, ſelbſt erſt zulegt abſtimmen. ?) Freili<h war niht zu erwarten, daß der Kaiſer den Beſchluß ratifizierte; im öſterreichiſchen Votum, in dem der Kaiſer die Stimme der ſäkulariſierten geiſtlichen Stifter für ſich in Zukunft in Anſpruch nahm, wurde ſogleich darauf hingedeutet. Jndeſſen darauf beſtritten nun wieder Bayern, Württemberg, Magdeburg (Preußen!), Bremen und Baden Öſterreich das Recht zu dem in ſeinem Votum gemachten Vorbehalte. Das Votum des Reichstags bedürfe der kaiſerlichen Ratiſikation nicht; lege der Kaiſer ſeiner Ausführung Schwierigkeiten in den Weg, ſo verleße er damit ſeine Wahlkapitulation. ?)

Rang Öſterreich darum, ſeinen einſtigen Einfluß auf den Reichstag zu behaupten, ſo arbeitete es gleichzeitig daran, den Rückhalt, den es im Reiche an den geiſtlichen Fürſten verlor, durch territoriale Ausdehnung in Südweſtdeutſchland einigermaßen wettzumachen. Es ſchien Bacher, als wenn es in Schwaben einen ähnlichen Okfupationsplan verfolge, wie ihn Preußen ſoeben in Franken durchführte, daß es den ſeinen jedo<h umfaſſender angelegt habe. Von allen Seiten trafen Klagen in Regensburg ein, als ob es ſhon mit der Herſtellung einer neuen Provinz beſchäftigt ſei, deren Verwaltungs\iß Ehingen werden ſolle. ®) Dabei zog es auch eine Reihe von Enklaven ſolcher geiſtlicher Gebiete mit ein, die anderen Staaten zur Entſchädigung überwieſen waren. Namentlich Bayern, Württemberg, Thurn und Taxis und Baden beſchwerten ſich deshalb. Sie erklärten ſi<h für außerſtande, nun noch die den Geiſtlichen zugeſprochene Penſion zu zahlen.®) JFhre Beſchwerden fonnten indeſſen ſo lange niht am Reichstag zur Verhandlung kommen, als dieſer ſelbſt wegen der Nichteinführung der neuen Stimmen noch verhandlungs-

1) Bacher an M. d. A. 3. jour compl. XI.

?) Bacher an M. d. A. 25. vendémaire el 28. brumaire XII, 2) Bacher an M. d. A. 28. brumaire XIl.

4) Bacher an M. d. A. 9. floréal XI.

5) Bacher an M. d. A. 15. thermidor XI.