Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

unfähig blieb. Die Bedrohten appellierten unterdeſſen ebenſo erfolglos an das Reichskammergericht wie an den Reichstag. Öſterreich ſetzte ſeine Okkupationen fort, andere taten es ihm gleich, die lezte Stunde aller Reichsunmittelbaren ſchien geſchlagen zu haben. Bachers Berichte darüber gehen ſehr ins einzelne. Beſonders beſchäftigten ſie ſich unter anderem mit dem überaus rücſichtsloſen Vorgehen der beiden Heſſen, zumal gegen die Hochburg des reichsunmittelbaren Adels, das „Ganerbinat“ Friedberg in der Wetterau. Er gab ſeiner Regierung dabei eine Überſicht über deſſen verfaſſungsgeſchichtliche Entwicklung.!) Bayern und Württemberg erſcheinen bei ihm als dur< die Einziehungen Öſterreichs, um deretwillen Öſterreich zu allen Gewalttaten ebenſo ſtillſ<hwieg wie Preußen, ebenfalls zu „Purifikationen“ gezwungen. Daß Württemberg fſih angelegen ſein ließ, den Schein der Milde zu wahren, hob er hervor; „doh wie verſchieden au< die Nuancen der Farben ſind, unter denen man in jedem Kreiſe zur Okkupation ſchreitet, alle verfolgen doch ein und dasfelbe Syſtem“.?) Nur Karl diesmal aus. Durch Öſterreich bedroht und ſogar ſchon ſchwer geſchädigt, habe er ſich ſhließlih zwar auh der in ſeinem Gebiet geſeſſenen Reichsunmittelbaren verſichert, ohne ſie indeſſen weiter zu beſchweren. ®)

Durch dieſe Vorgänge wurde niht am wenigſten Dalberg in Furcht geſeßt. Er beſorgte, daß ſih Preußen und Öſterreich ſchon über ſein ferneres Schickſal verſtändigt haben könnten ; vor allem aber ſchre>te ihn die Habſucht Bayerns, das Regensburg für ſich begehrte. Mit Bacher ſtand er damals wie auch fortan in engen Beziehungen. Er wußte, daß ſeine fürſtliche Stellung von Frankreich abhing, und hielt ſih alſo gut mit deſſen Vertreter in Regensburg, der ihn, ohne daß es ſich im einzelnen nachweiſen ließe, in mehrfacher Hinſicht beeinflußt zu haben ſcheint und zahlreiche vertrauliche Mitteilungen von ihm erhielt. Ein bayeriſcher Agent hatte ihm ſchon einmal den Austauſch ſeines Landes gegen das Herzogtum Berg angetragen. Es verlautbarte auch, daß die Bayern fänden, ſie könnten ebenſo gut wie Dalberg das Kanzleramt im Reiche führen. Vom Papſt erhielt Dalberg die Mitteilung, daß Bayern entſchloſſen ſei, die Einziehung der geiſtlichen Güter bis aufs äußerſte zu treiben; es werde ſelbſt ein Schisma nicht ſcheuen und eine Staatsfirche begründen. Er erzählte bei der Gelegenheit Bacher: im Dezember 1803 habe Bayern ihm perſönli<h den Vorſchlag gemacht, er jolle beide Konfeſſionen des Reichs vereinigen und über beide dann den Primat ausüben. Dalberg verſicherte, das Anſinnen als hinter-

9) Bacher an M. d. A. 3. u. 4. nivôse XII.

?) Bacher an M. d. A. 9. nivôse XII.

3) Bacher an M. d. A. 18. nivôse XI[; vgl. Erdmannsdörffer- Obſer, Korreſpondenz. Fx. K. v. Baden IV, 499.