Vorlesungen über eine künstige Theorie des Opfers oder des Kultus : zugleich als Einleitung und Einladung zu einer neuen mit Erläuterungen versehenen Ausgabe der bedeutendsten Schriften von Jacob Böhm und S. Martin

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lich eben fo wenig’ begreifliche ald zu entfchuldigende Nicht anerfennung oder Verfennung des MWefens des Chriftenthums, wenn man — falle näamlic; deifen freier Evolution weder von Seite des weltlichen noch des geiftlichen Negiments Hinderniffe entgegengefekt werden — in ihm bie wahrhaft affociirende, vrganifch verbindende und in ihrer Berbindung (nicht Bindung) die Menfchen, namentlich in ihrer Subordination wie in ihrer Koordination, von einander (weil jeden von fich jelber) befreiende Macht ver: fennt, und in diefer Stupidität das völlige Losmachen der weltlichen Macht vom Ehriftenthum als eine durch den Fortichritt ber Aufklärung nothwendig gewordene Purififas tion der weltlichen Macht, ja als die erfte Bedingung ihrer Eonftitwirung zum Nechtsftaat, wo nicht mit dem Mur de, wie jener Redner auf der Parifer Tribüne, jo doch im Herzen und mit der That befennt, Denn die Unwiffenheit in der Politif halt immer gleichen Schritt mit jener in der Religion.

Nur der Unverftand Fann den Atheism von Seite der Regierung ald die Bedingung ihrer Religiong- Toleranz be> tradhten. Wenn eine chriftliche Regierung (jagt Daub Judas Sfchariot I. H ©. 105.) auch Nichtehriften, nicht blos die Juden, fondern, wie die ruffiiche, auch Muhamedaner und Heiden duldet, und denfelben völlig gleiche Nechte mit den Chriften ertheilt, fo it diefes einer chriftlichen Geftinmung völlig gemäß, und gefchieht es, ob zwar nicht in der Vorausfegung des nämlichen Wers fraueng, derfelben Liebe und Ehrfurcht in ihren, wevon ihre riftlichen Unterthanen befeelt find, doch aber in ber Hoff nung ihrer fietlichen Veredlung burdy den freigejeßlichen Umgang mit ihren chriftlichen Mitbürgernz - und übrigens im Gefühl einer Macht, welche Jeden, er fey gefinnt oder glaube, wag er wolle, das ee nicht ungejtvaft ski ten laßt,