Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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tendem Gewichte, ſo daß er auf längere Zeit und bftee getragen; wohl zur Laſk fallen möchte. Indeſſen nur an wenigen außerordentlichen Feſttagen des Jahres hält der Viadika in eigener Perſon, mit dieſen {weren Gewändern bekleidet, die Meſſe, während dieſelbe ſonſt gewöhnlich vom Archimandriten verrichtet wird. Sämmtliche Gewänder, De>en, Pokale, Biſchofsſtäbe, u. \. ww, waren in Petersburg gefertigt, und ein Geſchenk von Rußland, mit welchem Staate: Montenegro überhaupt in dem befreundetſten Verhältniſſe ſteht. Auch ein Crucifix, auf die fünſtlichſte Weiſe aus Holz geſchnißt, wurde. mir gezeigt, welches in ſeiner Mitte ein unanſehnliches Stückchen Holz einſchloß, das angeblih von dem Kreuze Chriſti entnommen ſein ſoll.

Am Abende ſchien der Regen nachzulaſſen. Der Vladifka machte nah gewohnter Weiſe ſeinen Spaziergang. Außer Herrn Hofrath von Tſcheffin und einigen Anderen, befand auc ih mich in ſeiner Begleitung. Mehrere der Anweſenden beſchäftigz ten ſih mit einem ruſſiſchen Spiele, das einige Geſchicklichkeit erforderte. Auf der Erde: war nämlich ein eiſerner Ring, von etwa anderthalb Zoll inneren Durchmeſſers niedergelegt, und es galt nun, durch denſelben einen großen eiſernen Nagel, von etwa acht Zoll Länge, eines Fingers Die, und mit einem mehr als einen Cubif Zoll großen Kopfe verſehen, der Art zu werfen, daß der Nagel in der Luft mehrere Male um ſeine Axe geſchleudert wurde, und dann mit der Spiße durch den Ring in die Erde fuhr. Nur wenige der Anweſenden trafen. Der Vladika- traf das Ziel faſt [jedes Malz ebenſo Hofrath v. Tſcheffin, der das Spiel von Rußland nach Cettigne mitgebracht hatte.

Schon eine geraume Zeit hindurh, während das Spiel dauerte, hatte ſih um das Gefolge des Vladika, eine größere Anzahl Montenegriner geſtellt, die, wie es den Anſchein hatte, nue dem Spiele zuſahen. Als indeſſen der Vladika ſpäter in dem Hauptwege von Cettigne auf und nieder ging, waren ſie no< immer, wenn auch beſcheiden, abwärts. am Wege gefolgt. Jhrer waren an zwanzig bis dreißig Männer, die ſi< truppweiſe beiſammen hielten und mit ihren Blicken auf den Vladifa gerichtet, ein Anliegen an ihn zuhaben ſchienen Der Vladika wandte ſich endlih zu ihnen, worauf ſie näher herantraten, ihm die Hand und den Saum ſeines. Kleides mit entbllößtem Haupte