Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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Aus ſeinem umgehängten Brodbeutel gu>ten zur einen Seite ein Stüc Kukuruz-Brod *), zur andern die ſchon grünen Keime von Zwiebeln und Knoblauch hervor, welche er als landesgebräuchlihes und unentbehrliches Gewürz bei jeder Mahlzeit, auch zu ſeiner Übrigen Fourage gethan hatte.
Der Weg war ſo mühſam, daß wir unſere ganze Aufmerkſamkeit auf ihn zu richten hatten und deshalb von Unterhaltung wenig die Rede war. Was zu fragen war hatte mir Petrarca Üüberdieß chon beantwortet und als auch der Pandure ſein Herz von allen möglichen illyriſchen Notizen erleichtert und ſeinem, wie es ſchien befreundeten Petrarca ausgeſhüttet hatte, wurden die langen Pauſen des Stillſchweigens ſelten mehr unterbrochen. Jn dieſem ſtummen Schweigen hing Jeder ſeinen Gedanfen nah. Jc machte mir eine Vorſtellung von den Montenegrinern, die ih mir nah aus der Erinnerung entnommenen Abbildungen Hinſichts des Coſtüms nicht glänzend genug vorſtellen konnte. Mein Pandure paßte zu dieſen Vorſtellungen in ſeiner \{<önen Landeskleidung re<ht gut und i<h meinte, er habé ſich heute, um gegen ſeine Nachbarn nicht abzuſtechzen , ſo {ón ausgepust. Auch malte ih mir ein Phantaſie-Bild von Montenegriſh Cettigne, das ih faſt mit noh mehr Straßen, als ih in Cattaro gefunden, verſah und die Reſidenz des Vladika umgab ih im Geiſte mit Feſtungsanlagen. Selbſt die blutigen Türkenköpfê, von denen ich ſo viel gehört, trug ih in das Gemälde, indem ich ſie an den Thoren Cettignes zur Schau auf den Mauern aufgeſpießt ‘erwartete, etwa, wie wir davon Aehnliches in Schillers Erzählung „Turandott “ leſen.
Die Hite wurde drückend, der Weg immer beſchwerlicher und nicht ohne Sorgen ſtiegen wir von FelsbloŒ zu Felsblo>, da wir rü>lings leiht ausgleiten und fallen fonnten. - Mein armer Petrarca hatte noh ein beſonderes Leiden. Da, wie er wol wußte, für Montenegro ein Paar gute Sohlen
%) Es wird aus Mais (Türkiſchem Waizen) bereitet. Derſelbe wird grob gemahlen, mit Waſſer zu einem Teige angeknetet und ohne Sauerteig gebacéen: Das Baen geſchieht gewöhnlich nur in heißer Aſche, indem man bisweilen noch oberhalb des Teiges eine Stürze auflegt,
Ebel, zwölf Tage a. Montenegro. 3