Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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Um die Mitternachtſtunde, als wir um das Vorgebirge von Fſtrien ſegelnd den Leuchtthurm von Pola paſſirten, erwachte ich. Ein Sturm hatte ſich erhoben und vermehrte die Gefahr, welche, um der vielen an jener Stelle gewöhnlichen Brandungen befürchtet, allein durch die Geſchi>lichfeit der Seeleute abgewendet wurde. Mitrowsky \<oß pfeilſchnell dahin, wogte und wiegte ſich aufwärts und abwärts, ſo daß bei dieſem muthigen und ſchalkhaften Treiben ſeine lieben Paſſagiere in ihren Betten hin und her geworfen wurden. Doch bald graute der Morgen des neuen Tages und um /, 9 Uhr warfen wir vor Fiume, der erſten Station des Dampfſchiffes, Anker. Nachdem zuerſt die Sanitäts -Beamten zu uns herangerudert waren und aus einiger Entfernung unſere über Bord gehaltene Sanitäts - Legitimation geleſen hatten, traten nach ihnen auh Andere an Bord, theils aus bloßer Neugier das Dampfboot zu ſehen gekommen, theils um mit demſelben weiter mitzufahren. Die in Fiume Zurü>bleibenden wurxden ausgeſchifft und gleich darauf ſe6te Mitrowsky ohne weitern Aufenthalt ſeine Reiſe weiter fort. z
Der Bli> auf die unbeſchreiblih \{<sne azurblaue Farbe des Adriatiſchen Meeres that dem Auge wohl. Die Jnſeln Cherſo und Veglia rü>ten näher und näher, und ehe wir es merkten, befanden wir uns zwiſchen Cherſo und Plaunich hindurchfahrend mitten in dem Canale des Quarnerolo. Veglia war {ón belaubt , Cherſo glich Plaunich, welches Séfolio, d.h. Felſen genannt, die Natur der unzähligen leinen und kleinſten Eilande zeigte, die in unabſehbarer Menge dicht gedrängt Dalmatiens Küſte begleitend, ihr das bekannte zerriſſene und wilde Anſehen ‘geben. Kleinere von dieſen Inſeln paſſirten wir jede Stunde mehrere. Faſt die ganze Fahrt hindurh ſahen wir im Oſten den hohen Vellebih (geſpr. Vellebitſch), der das Dalmatiniſche Küſtenland begrenzt, noh an mehreren Stellen mit Schnee bede>tz; wir aber ſchmachteten bei 26 ° Wärme.
Unter der größtentheils nur Jtalieniſch ſprechenden Reiſegeſellſchaft begegnete ich auch einem deutſchen Kaufmanne, mit dem ih mi< abwechſelnd unterhielt. Außerdem fand ich eine angenehme Bekanntſchaft in dem das Schiff begleitenden Verwalter, Herrn Marichich, welchem die Inſpection über die Näſſe der
e “n _gnkommenden und abgehenden Paſſagiere, die Beförderung der