Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Am 1. April ſagt man:

der März iſt zu Ende, der April begonnen,

nun ſingt die Nachtigall mit obrigkeitlicher Erlaubnis.

Am 1. Mai ſtehen Männer und Weiber ſo ſrüh als möglich auf und eſſen ſ{hnell einen Knoblauch, damit ſie == niht nüchtern einen Eſel ſchreien hören; denn wer einen ſolhen Schrei Hört, bevor er den Knoblauch verzehrt hat, der glaubt ſi< vom Eſel beſiegt, was allzeit ſehr ärgerlich iſt.

‘Am Vorabende des heil. Fohannistages ma<ht man aller Drten Feuer von dürrem Graswerke an, und Alt und Jung ſpringt darüber; ein folcher Sprung gilt für heilſam, daher denn auch alte Leute wenigſtens einen Hupfer wagen. [7

Wenn der Bauer ſeine Saat beendigt hat (in naſſen Jahren baut er den Mais bis Ende Juni), ſo ſtellt er ſi< mit dem Rücken an den Pflug und bede>t einen Teil desſelben, mit ven Händen rücwärts greifend, mit Erde, damit ihm niht Wildſhweine in die Maisſaat > brechen. TT

Die zwölf erſten Tage im Auguſt zeigen das Wetter der kommenden zwölf Monate an; das Wetter des erſten gilt für den Auguſt ſelbſt, das des zweiten für September u. \. w.

Wenn jemand auf Reiſen geht, ſo wird vor die ‘Haustüre ein Gefäß! mit unbeſprochenem Waſſer geſtellt, «/, 7 welches mit Laubwerk und goldenen oder ſilbecnen Dhr= : ringen geſhmü>t iſt. Der Abreiſende berührt das Gefäß mit dem Fuße, nimmt die Ohrringe und eiwas Laubwerk in die Hand und geht vor den begleitenden Angehörigen eine Strecke weit her, worauf er Abſchied nimmt und die Dhrringe zurücgibt.

Wenn ein Reiſender hinter ſich Rufe hört, ſo iſt es niht gut für ihn, daß er ſih umwende und dem Rufenden entgegengehe, ſondern er muß auf dem Plaze ſtehen