Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

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248 Unſere Elbkönigin.

zuſammen ſtanden, ſchritt die Militärbehörde „wegen uner= laubter Zuſammenrottungen“ mit Körpexrſtrafen ein, die Be-= völkerung mußte ſich auf ſe<3 Monate verproviantiren und in der härteſten Winterkälte, Ende Dezember — zwei Monate na< der Schlacht von Leipzig, die Deutſhland befreit hatte — wurden an 20,000 Perſonen, welche niht die Mittel hatten, ſi<h auf ſo lange Zeit zu verſorgen, erbar= mungslos8 aus der Stadt geſtoßen. Davouſt ließ die Vor= ſtädte niederbrennen, die Kirchen verwandelten ſi<h in Pferde= ſtälle und Strohmagazine, und als dann endlih das Be=

_ lagerungsheer anrüd>te, fingen bald Hungersnoth und Seuchen

in der Stadt um ſi< zu greifen an. Die Lebensmittel= preiſe ſtiegen enorm; der Sa> Korn koſtete im Februar circa 180 Mark nach heutiger Währung, ein Huhn 15 Mark, ein Ei 1,20 Mark, ein Pfund Butter 6 Mark. Die Ver= zweiflung ſtieg auf's Höchſte. Es kam ſo weit, daß die hungernden Einwohner Kaßen und Hunde ſchlachteten und aus den Abfallgruben ſich erfrorene Kartoffeln zur Speiſe fuhten — dazwiſchen aber klang wie Hohn die im April erfolgende Aufforderung des Kommandanten, „bei der jeßt wiederkehrenden guten Jahreszeit alle Gartenanlagen ſorgfältig in Stand zu ſeßen.“

Dex Mai brachte endlih Erlöſung — es war aber

auch die höchſte Zeit. Marſchall Davouſt ſah \{ließli<

ein, daß die Sache Napoleon's endgiltig verloren ſei; er ließ ſeine Truppen für Ludwig XVIIT. vereidigen und am 25, Mai begann die Räumung der Stadt. Nicht weniger als 140 Millionen Mark Banco (210 Millionen Maxk Reichswährung) hatte die Fremdherrſchaft Hamburg