Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Roman von Georg Hartwig. 9

„aber Irma, liebſtes Kind, ſoll denn Fräulein Werner nach einer dur<hgreifenden körperlichen Abkühlung auh no< unter dem Froſthauch der Konvenienz erzittern? Febt wird's ſich gleich zeigen, wer Schweſtern gehabt hat — meine arme Jrma leider niht!“

Ex brauchte nux leiſe an Gretchen's guten Willen zu appelliren; ſchon legten ſi< ihre Arme ſ{<hmeichelnd um den ſtolzen Nacken der Widerſtrebenden, drückte ſie ihre Lippen auf Jrma’s Mund, mit weicher Stimme flüſternd : „Jh habe Schweſtern, darum iſt mix das trauliche Du eine ſüße Gewohnheit. Aber Dix, meine liebe Jrma?“

„Jch will es gern verſuchen !“ entgegnete dieſe, Gretchen weniger als ihrem befehl8haberiſhen Gatten zürnend. „Du wirſt indeſſen bald genug einſehen lernen, daß man mit mir die größte Nachſicht und Geduld haben muß. Nicht wahr, Hans ?“

„Wenn Du es ſelbſt eingeſteht, ſo möchte ih den ſehen, welcher daran zu zweifeln wagt!“ erwiederte er fein abTehnend. „Vielleicht thun Sie es doch, Herr Graf?“ rief Jrmamit hexausforderndem Lächeln, ohne auf die exrſchro>ene Miene des jungen Mädchens zu achten.

Freiberg verbeugte ſi" liebenswürdig. „Wieder ein Dilemma, in welchem ih mich wie in einem Neb ver= rennen ſoll, gnädige Frau! O, ih ſche mi<h vor! Ju beiden Fällen würden Sie meine Antwort mitleidslos verz ſpotten.“

„Jh fürchte auh, Herr Graf,“ erwiederte Meiſchik, SFrma zuvorkommend, „die Launen der Damen ſind bis=

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