Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Roman von Georg Hartwig. 19
dieſe kleine, emſige Arachne nur den Begriff : Thee — Abend= eſſen! Wie würde meinem Gatten dabei das Herz gelacht haben ! Da wärſt Du gleich hoch in ſeiner guten Meinung geſtiegen. J< ſpre<he von glanzumfloſſenen Ruinen, Du jammerſt über eine zerbrochene Untertaſſe, ih verfolge den Faden einer ſpannenden Erzählung, Du denkſt an un= geſtopfte Strümpfe, ih begeiſtere mi an der Farbenpracht eines landſ<haftlihen Gemäldes, Du ſchiltſt das Mädchen wegen vergilbter Wäſche — das muß ja ein Götterleben werden ! Alſo Thee willſt Du machen?“
„Bereiteſt Du ihn ſonſt nicht?“ fragte Margarethe ohne jegliche Empfindlichkeit.
„Wie es kommt! Nun gut, ih übertrage Dir hiemit feierlihſt dieſes Amt, doh muß erſt mein Gatte ſein Ja und Amen dazu geben !“
„Weshalb ſollte er niht? Lante Käthe — ah, Jrma, wel? eine vortreffliche Frau würdeſt Du in ihr kennen lernen! — litt es nie anders.“
Verflogen war die heitere Laune der jungen Frau. Sie ſtand auf und leuchtete ihrem Gaſte voran in das Fremden= zimmer. „Komm, ih will Dix Dein neues Heim zeigen“
Beim Zurü>gehen traf ſie den Grafen auf dem Gange. Er näherte ſih ihr haſtig.
„J< ſuchte Sie vergeblih im Salon. So darf ih mich hier verabſchieden ?“ :
Seine Stimme rief den Unterſchied zwiſchen den beiden lehtverfloſſenen Stunden qualvoll grell in Jrma wach. Cine Thräne der Entmuthigung ſtieg langſam in ihren blauen Augen auf.