Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Roman von Georg Hartwig. 23
Luſtbarkeit zu genießen. O, wie viel neidiſcheæ Hohn tröpfelte aus den Häuſerreihen auf die glü>lichen Jnſaſſen der Schlitten herab.
Jxma befand ſich an dieſem Tage in fieberhafter Un= geduld. Jhre Stimmung war eine bräutlih ängſtliche.
_Wiirde Freiberg ſie wirklich abholen ? Mit dex ganzen
Heftigkeit ihres Temperamentes gab ſie ſih dem Zauber dieſer Frage hin. Die finſtere Stirn des Gatten beachtete ſie längſt nicht mehr, er hatte für ſie ja doh nichts An=deres als Tadel und Unzufriedenheit übrig. Jhr verleßter Stolz fragte uicht darnach, ob ihre Schuld die Fehler des Gatten niht himmelweit überſtiege, und zu threx Ent= ſ{huldigung kann nux geltend gemacht werden, daß ſie die Liebe ihres Galten exloſchen wähnte, wie die ihre.
Schön und ſtrahlend wie ein dunkler Diamant erſchien Stma in ihrem pelzbeſeßten ſchwarzen Sammelkoſtüm, das Bauett leicht in die Stixne gedrüd>t, am Fenſter, ſchaute hinab auf das ſich mehrende Gewühl und harrte. Und Freiberg kam niht. Jhr eigener Schlitten ſtand be= reits vor der Thitre. Wie ſchmerzhaft plöblich das Bluk in ihren Schläfen aufhämmerte! Sie mußte alle Kraft zuſammen nehmen, dem voranſchreitenden Gatten ruhig zu folgen, während Margarethe beſcheiden Mantel und Tuch dex jungen Frau nachtrug.
Sie ſtanden auf der Schwelle des Hauſes, vor ſich ein luſtiges Chaos von Menſchen und Schlitten. Aller Augen hafteten neugierig auf dem vielbeſpro<henen Kleeblatt, als plößlih ein hell geſtimmtes Gloenfſpiel den Stimmen= {wall übertönte. Sämnmtliche Damen warfen ſich be=