Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Roman von Georg Hartwig. 31

wie zur Probe gegen das Kerzenlicht emporhebend, während ex mit ſcharfen Blicken das erregte Antliß des jungen Mannes muſterte, „ih denke, wir theilen uns auch weiter= hin in die Nolle des Gaſtgebers. Jene Damen, welche ih bis dahin zu unterhalten den Vorzug hatte, warten jekt ſehnſüchtig auf Sie. Seien Sie unbeſorgt, Frau Meiſchi> ſoll an meiner Seite keines Jhrer geſelligen Talente vermiſſen !“ |

„Was meinen Sie mit dieſem Vorſchlag?“ fragte Frei= berg hochfahrend.

„Je nun“ erwiederte der Juſtizrath mit Betonung, „mir ſcheint, daß unſere Gäſte ſich mehx mit den Augen als mit den Füßen ergößen. Gönnen Sie ihnen zur Ab= wechſelung eine andere Unterhaltung. Das meine ih!“

Der Graf biß ſi leiht auf die Lippe. Er ſah zu Frma hinüber, die kindlich lächelnd ſeinem Blik begegnete. „Wer hat Sie zu dieſer Unterredung angeſtiftet? Wer wagt es, ein gehäſſiges Urtheil über jene geknechtete, de8= potiſcher Selbſtſucht willenlos preisgegebene Frau zu fällen? Sie nicht, das weiß ich!“

„Hm!“ Dreyſing neigte langſam ſein Haupt und richtete es haſtig wieder auf. „Darauf, mein lieber Herr Graf, dürſte der Amtsrichter es ankommen laſſen! Sie und ih haben die Gaſtfreundſchaft ſeines Hauſes genoſſen !®

„Jh nicht mehr,“ ſagte Freiberg gepreßt. „Nie mehr! Eher möge die Dette über uns zuſammenſlürzen, bevox ih das Opfer nochmals in den Händen ſeines Vergewaltigers ſehe. Brechen Sie ab davon, ih kann es nicht hören, kaun dieſen Mann mit dem ehernen Herzen und der heuchleriſchen