Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

32 Dex Talisman des Weibes.

Gelaſſenheit nicht ſehen, ohne das Bedürfniß zu fühlen, ihn um Jrma/s willen zu vernichten !“

„Um Jr—ma’s willen?“ wiederholte Dreyſing vor Schre>en lang gedehnt. „Sie wagen — Still, keine Unter= bre<hung jet!“ flüſterte ev, ſeine Hand gewichtig auf den Arm des Hochervegten drückend. „J<h erinnere Sie daran, daß ih es wax, welcher Sie in jenes Haus einführte unter gewiſſen Vorausfeßungen —“

„Herr Juſtizrath —“ fiel ex bebend vox Zorn ein.

Unbeirrt fuhr dex alte Herr fort: „Unter gewiſſen Vor= ausſeßungen, die ih zu meinem aufrichtigen Leidweſen unerfüllt ſehe !“

„Sie ſelber,“ lachte der Graf bitter auf, „gaben uns die Lehre, daß das Jugendfeuer naturgemäß ausbrennen müſſe, bevor man in die ſeligen Ruhegefilde des Alters ein= treten fönne.“

„That ih das?“ fragte Dreyſing ſcharf. „Dann haben Sie den Zuſaß zu hören vergeſſen : Liebe und Liebesleiden= ſhaft ohne ſittliche Berechtigung führen zur geiſtigen Anarchie, führen zum phyſiſchen Untergang, führen die Liebenden zu Haß und Verachtung !“

Der Graf war todtenblei<h geworden. Er ſehte zum Sprechen an, aber die Worte verſagten ihm. Haſtig wandte er ſih von Dreyſing ab.

Da ſcholl über den ganzen Saal herüber die kreiſchende Stimme der Apothekerin: „Liebe Frau Meiſchict, kommen Sie doch einmal zu uns, wenn der Herr Graf Sie auf einige Augenbli>e entbehren fann!“

Dem Amktsrichter wax es, als ſ<hlüge ihm Jemand